Paul Klee
Fräulein vom Sport, 1938
Kleisterfarbe auf Papier auf Karton, 59 x 40,5 cm
Privatbesitz Schweiz, Depositum im Zentrum Paul Klee, Bern
Dieses späte Werk malt Paul Klee im Jahr 1938. Der Künstler zeigt eine sehr reduzierte Strichfigur: Einen Arm streckt die Figur nach oben, den anderen nach unten, die Beine sind gespreizt. Die Figur macht wohl gerade eine Dehnungsübung. Die Bogenlinien von rechtem Arm und Bein, des Kopfes und des Unterleibs wirken wie gespannte Bögen: Sie erzeugen eine Spannung in der Bildkomposition. Das «Fräulein vom Sport» malt Klee in einer Zeit, in der körperliche Ertüchtigung, Turnen und Sport einen Boom erleben. Im Zuge der Industrialisierung und der Etablierung von Freizeit verbreitet sich Sport zu Beginn des 20. Jahrhunderts in allen gesellschaftlichen Schichten und unter allen Geschlechtern. Damit eng verbunden sind Bewegungen wie die Lebensreform oder die Freikörperkultur, die eine «naturgemässe Lebensweise» anstrebten. Auch in der Schweiz waren diese Bewegungen verbreitet, etwa auf dem Monte Verità im Tessin. Die Nationalsozialisten strebten in ihrer Ideologie nach einem «gesunden Volkskörper» und förderten Sport und Leibesübungen. Dies führte aber auch zu «Rassenhygiene» und der Ermordung von Menschen, die nicht in dieses Schema passten.