Paul Klee
218 - durch ein Fenster

Dies ist eines von Paul Klees Bildern, die unscheinbar und einfach daherkommen, bei genauerem Betrachten aber umso mehr überraschen und faszinieren. Schauen Sie einmal genau, wie Klee hier arbeitet! Der Künstler reiht hier nicht einfach verschieden farbige, weitgehend geometrische Flächen aneinander. Dies tut er zwar tatsächlich in einem ersten Schritt. Die farbigen Felder sind gut zu erkennen. Es sind vor allem Rechtecke, aber auch unregelmässige Formen. Auffallend ist ein Kreissegment in der oberen linken Ecke. Diese bereits vielfältige Struktur überlagert Klee mit einer – oder vielmehr – zwei weiteren Schichten. Sie bestehen aus den kleinen Tupfen, die Klee wieder zu weiteren Flächen verbindet. Jeder Tupfer ist in zwei Schichten gemalt, jeweils in Weiss und einer Farbe darüber – damit verstärkt Klee die Leuchtkraft der Farbe. Die getupften Flächen stimmen nicht mit den darunter liegenden Flächen überein. Und wenn Sie nochmals genau beobachten, dann werden sie auch das feinteilige Raster des verwendeten Maluntergrundes wahrnehmen. Klee verwendet nämlich bei diesem Bild einen Gazestoff als Maluntergrund. So entsteht eine komplexe Schichtstruktur. In einem Brief an seine Frau Lily bemerkt Klee 1932:
«Meine Arbeit betrifft zur Zeit weniger abzuschliessende Bilder, als Versuche mit verschiedenen neuen Grundierungen. Dadurch komme ich wieder auf Lasuren. Wahrscheinlich verbinde ich dann damit das sogenannte Pointilieren. Zunächst lass ich's. Es sind zum Teil Gründe mit viel Sand, aber sachgemäss gearbeitete (in der maltechnischen Versuchswerkstätte).»
Diese Aussage von Klee macht vor allem deutlich, wie sehr der Künstler experimentiert – sein Atelier nennt er gar die «Versuchswerkstätte». Die Tupfenbilder oder pointillistischen Bilder sind wohl als derartige Versuche anzusehen. Versuche, die Klee wahrscheinlich nicht ganz überzeugten. Schliesslich entstehen diese Werke ausschliesslich 1932.
Klees pointillistische Bilder erinnern an die Werke der Postimpressionisten – Künstlerinnen und Künstler in Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts, die auch Pointillisten genannt werden. Diese malten jedoch figurative Bilder und versuchten optische Effekte festzuhalten.