Geraldo de Barros
119 - Hommage an Paul Klee (Knabenkopf)
Neben seinen abstrakten Fotografien, den «Fotoformas», beginnt Geraldo de Barros Ende der 1940er Jahre Negative zu bearbeiten: Er ritzt sie mit einer Nadel, zeichnet darauf, übermalt, schwärzt, beschneidet und überblendet sie.
Für diese «Hommage an Paul Klee» benutzt de Barros das Negativ eines Fotos einer Friedhofsmauer, von der wir einen kleinen Ausschnitt sehen, als Ausgangspunkt. In der Mauer befinden sich mehrere Löcher und Unebenheiten. Sie dienen de Barros als Augen und Nase. Die auf dem Bild sichtbare Zeichnung scheint ebenfalls eine Ritzung in der Mauer zu sein. Bei genauem Betrachten ist zu erkennen, dass sich die Linien nicht auf der Mauer befinden, sondern vom Künstler ins Negativ geritzt und dann übermalt wurden. Ein comicartiges Wesen entsteht, das uns über eine Mauer anzustarren scheint. Das Wesen erinnert an die zahlreichen späten Zeichnungen von Paul Klee, in denen er dutzende Figuren darstellte – ausgeführt in wenigen Linien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen Kunstinstitutionen in São Paulo wie das Museu de Arte, das Museu de Arte Moderna, die Biennale in São Paulo oder auch die Biblioteca Mario de Andrade. Sie alle prägen Geraldo de Barros. Hier lernt er das Schaffen von Paul Klee sowie dessen theoretische Schriften kennen. Während seiner Zeit in Paris in den 1950er Jahren reist er auch nach Bern und sieht im Kunstmuseum Bern originale Werke von Klee.
De Barros Fotografien stiessen zuerst auch auf Ablehnung. Seine Ausstellung 1951 im Museu de Arte in São Paulo unter dem Titel «Fotoforma» gilt aber schliesslich als Wendepunkt und Highlight in der Geschichte der Fotografie in Brasilien.