Djanira da Motta e Silva
114 - Marrapaiá–Tanz, Parati
Die 1914 geborene Djanira da Motta e Silva stammt aus einer multiethnischen Familie, der Vater war indigener Herkunft und die Mutter Nachkommin österreichisch-ungarischer Einwanderer. Die Künstlerin absolviert nur kurze Zeit eine traditionelle Ausbildung und entdeckt die Malerei weitgehend selbstständig. Wohl deshalb und durch ihre indigene Herkunft wurde ihre Malerei immer wieder als naiv oder «primitiv» bezeichnet. Djanira verneinte dies stets vehement:
«Ich mag vielleicht naiv sein, aber meine Malerei ist es nicht.»
Die brasilianische Moderne war auf der Suche nach einer nationalen Identität, der «Brasilidade», doch auch hier herrschte noch der weisse Blick auf Afro-Brasilianer:innen, Indigene und ihre Kulturen vor. Sie standen immer noch für das Ursprüngliche, das Primitive und das Andere. Dies zeigt sich in der Wertung von Djaniras Schaffen.
Ende der 1940er Jahre, nach ihrer Rückkehr von einem zwei-jährigen USA-Aufenthalt, erneuert Djanira ihren Stil. Ihre Palette wird bunt, die Formen stilisiert, die Kompositionen flächig.
Das hier ausgestellte Bild zeigt eine volkstümliche Veranstaltung mit Tänzern in traditioneller weisser, uniformartiger Kleidung. Sie tanzen den Marrapaia. Die Männer tragen unterhalb des Knies ein Band mit Schellen – den «Paias», die dem Tanz «MARRA-PAIA» den Namen geben. Ihre Mützen sind mit Blumen bestickt und sie tragen über der Brust gekreuzte farbige Bänder. Mit ihren Holzstäben führen sie eine Mischung aus Tanz und Kampf auf. Djanira malt alle Details der Kleidung der Tänzer und der Musiker. Der Hintergrund bleibt vage, flächig und bunt. Eine Heiligendarstellung ist im Hintergrund zu erkennen. Mit dem Titel «Marrapaia-Tanz, Parati» erinnert Djanira auch an die Küstenstadt Paraty. Sie ist besonders vom Erbe der Kolonialisierung, aber auch von volkstümlichen Traditionen geprägt. Ab 1964 lebt Djanira in Paraty auf einem Bauernhof.