Djanira da Motta e Silva
113 - Drei Orischas
Dies ist eines der eindrucksvollsten Werke der Ausstellung. Die leuchtende Farbigkeit in diesem Grossformat berührt die Sinne, das zauberhaft-geheimnisvolle der gesichtslosen Figuren irritiert und wirft Fragen auf. Djanira da Motta e Silva verbindet hier geschickt brasilianische Tradition in der Motivwahl mit einer modernen Bildsprache. Figuration und Abstraktion gehen Hand in Hand, was Djanira so beschrieb:
«Ich glaube mit unerschütterlicher Überzeugung an die Schönheit sowohl der ungegenständlichen als auch der figurativen Kunst. Kunst ist eins. Wir können koexistieren, ohne einander zu bekriegen.»
Zu Beginn der 1950er Jahre reist sie erstmals in die Region Bahia und lernt dort die religiösen Traditionen der afro-brasilianischen Bevölkerung kennen. In dieser Zeit finden Themen des Candomblé Eingang in ihr Werk. Dieser Kult fusst auf Elementen afrikanischer Religionen der Bantu, Fon und Yoruba. Diese wurden seit dem 16. Jahrhundert von Sklav:innen in Brasilien eingeführt und entwickelten sich hier weiter zu einem eigenen Kult.
Im ausgestellten Werk «Drei Orischas» malt Djanira Figuren des Candomblé-Kults: Es sind die drei wichtigen Gottheiten Yemanyá, Oxalá und Oxum. Links sieht man Yemanya, eine Schutzgottheit mit mütterlichen Zügen. Sie wird oft als Meerjungfrau dargestellt – sie trägt im Bild das passende Emblem auf ihrer Brust. Sie ist für alles rund um Geburt verantwortlich. In der Mitte steht Oxala, eigentlich ein Gottvater und Schöpfer, den Djanira als Frau malt. Rechts steht Oxum, die Gottheit des Wassers, aber auch des Vergnügens, der Fruchtbarkeit, der Schönheit und der Liebe. Umrahmt werden die Gottheiten von zwei Trommlern.
Die Anordnung der Figuren ist streng geometrisch. Die Figur in der Mitte steht etwas vor den beiden anderen, die wiederum vor den Trommlern stehen. Die Form der Gottheiten mit ihren kostbar verzierten Röcken nimmt diese Dreiecksform wieder auf. Die farbigen Flächen im oberen Hintergrund sind ebenfalls Dreiecke. Djanira meinte zu ihrer Kompositionsweise:
«Ich finde es wichtig, die formale Konstruktion eines Kunstwerks sorgfältig anzulegen. Das Sujet muss mit den höchsten Ansprüchen an Entwurf, Komposition und Farbgebung gestaltet werden. So erschaffe ich meine Gemälde.»