Vicente do Rego Monteiro
109 - Badende
Die «Badenden» von Vicente do Rego Monteiro sind in einer einfachen symmetrischen Komposition gestaltet: Monteiro malt fünf Badende, die drei Liegenden oder Sitzenden sind Frauen; die beiden schwimmenden Figuren wahrscheinlich Männer. Die Wellenformen im Hintergrund verbinden den ganzen Bildraum, sie stehen für das Wasser, in dem sich die Figuren tummeln. Alle Figuren malt Monteiro in einer naiven, stilisierten Weise ohne jegliche individuellen Züge.
Beim Titel «Badende» fühlt man sich gleich an die berühmten Badenden von Paul Cézanne erinnert. In Dutzenden Werken malte Cézanne in seiner modernen Bildsprache und in unterschiedlichen Kompositionen Badende. Monteiro ist – unter anderem – tatsächlich von der europäischen Avantgardemalerei beeinflusst. 1899 geboren, lebt er in den 1910er und 20er Jahren in Paris und kann so alle neuen Tendenzen kennen lernen – vom Symbolismus und Art Déco mit ihren symmetrischen Kompositionen, über die Abstraktion bis zum Orientalismus. Monteiro bemerkt einmal:
«Ich bin ein Bürger von Nirgendwo, aber ich liebe Paris über alles.»
Monteiro ist einer der wenigen Kunstschaffenden, die ebenso viel Zeit in Frankreich wie in ihrem Heimatland Brasilien verbringen. In seinem Bild wird deutlich, dass Monteiro etwas ganz Eigenes unter diesen europäischen Einflüssen gestaltet: Geschickt verbindet er europäische Modernismen mit Motiven, Themen und Farben der brasilianischen indigenen Kultur. Und dies, obwohl er wohl keinen direkten Kontakt zu den indigenen Kulturen hatte. Zu Beginn der 1920er Jahre beschäftigt sich Monteiro intensiv mit Fabeln und Legenden der indigenen Kulturen in Brasilien. Im Nationalmuseum in Rio de Janeiro stösst er auf die Keramiken der Marajoara, eines alten, vorkolumbianischen Volkes aus dem Norden Brasiliens. Die Farbigkeit dieser Keramik mit ihren Brauntönen zeigt sich in Monteiros Farbwahl in vielen seiner Bilder, auch in den Badenden.