Vicente do Rego Monteiro
110 - Indigene Komposition
Die hier ausgestellten drei Bilder von Vicente do Rego Monteiro mit dem Titel «Indigene Komposition» sind wohl die ersten abstrakten Werke der brasilianischen Malerei. Nur eine Handvoll derartige ungegenständliche Werke sind aus Monteiros Hand bekannt. In anderen seiner Werke verweist vor allem die Farbgebung auf indigene Einflüsse, hier setzt sich Monteiro hingegen mit den meist geometrisch-abstrakten Dekorationen der Marajoara-Keramik auseinander. Er entdeckt sie im Nationalmuseum in Rio de Janeiro und beginnt, sorgfältig die Dekorationselemente abzuzeichnen.
1923 illustriert Monteiro das Buch «Legenden, Glauben und Talismane der Amazonas-Indianer» von Pierre Louis Duchartre. Bei seinen Illustrationen nimmt er ebenfalls Formen und Symbole der Marajoara auf und vergleicht sie mit Symbolen anderer Kulturen. Dort finden sich etwa die drei parallelen Wellenlinien des Gemäldes wieder. Sie werden als Symbol für Wasser oder Meer gedeutet. Demnach könnte diese abstrakte Komposition eine Landschaft darstellen oder sogar eine Geschichte erzählen.
Neben diesen Einflüssen und Transformationen aus indigenen Kulturen und Bildsprachen ist auch der Einfluss der europäischen Abstraktion erkennbar. Wie stark Monteiro unterschiedliche Elemente der brasilianischen und europäischen Kulturen verwebt, zeigt sich in einem weiteren Buch: 1925 publiziert Monteiro «Einige Gesichter von Paris», in dem er poetisch wie satirisch Europäisches und Südamerikanisches aufeinanderprallen lässt. Das Buch beginnt so:
«Eines Tages kam ein wilder Häuptling aus dem Urwald inkognito nach Paris und kehrte nach einem kurzen Aufenthalt, gelangweilt von so viel Grösse, zu seinem Heim zurück.»