Rubem Valentim
111 - Komposition 3
Der 1922 geborene Künstler zählt zur zweiten Generation der Modernen in Brasilien. Er studiert Zahnmedizin und arbeitet für einige Jahre als Zahnarzt, 1948 beschliesst er, sich ganz der Malerei zu widmen. Eine Ausstellung in der Bibliothek von Salvador mit Reproduktionen moderner Kunst aus aller Welt ist eine Offenbarung für Valentim. Neben Werken von Paul Cézanne zeigte die Ausstellung auch Werke von Paul Klee. Valentim meinte dazu:
«Durch Klee erkannte ich die Freiheit der visuellen Äusserung und den grundlegenden Wert der schöpferischen Einbildungskraft.»
Schon kurz nach dieser Erfahrung beginnt Valentim, sich mit der Abstraktion auseinanderzusetzen. Mitte der 1950er Jahre entdeckt er das Schaffen von Sophie Taeuber-Arp und von Fernand Léger, was ihm neue Impuls vermittelt. Derartige Einflüsse verbindet Valentim schliesslich mit emblematischen, symbolhaften Elementen inspiriert von der Candomblé-Religion.
Die hier ausgestellte «Komposition 3» von 1955 ist kleinteilig, vielfältig und komplex. Farbige rechteckige oder quadratische Flächen dominieren den ersten Eindruck. Bei genauerer Betrachtung sind aber genauso geschwungene Formen, Linien und Liniengitter zu erkennen. Daneben sind über das ganze Bildfeld unregelmässige Formen verteilt, die wie Kristalle oder Steine wirken. Die Komposition erinnert an eine komplexe Maschine, eine Schalttafel oder eine futuristische Architektur. Von der Strenge und Regelhaftigkeit der Konkreten Kunst bleiben hier nur schwache Spuren. Vielmehr scheint hier Valentims Kreativität überzusprudeln.