Anita Malfatti (1889–1964)
Pionierin der modernen Kunst in Brasilien, deren expressionistische Gemälde bereits 1917 in São Paulo ausgestellt wurden und bei der Kritik auf Unverständnis stiessen.
Anita Malfatti verbrachte ihre Kindheit als Tochter eines italienischen Vaters und einer US-amerikanischen Mutter in São Paulo. Ihre künstlerische Ausbildung genoss sie von 1910 bis 1914 in Berlin. In Deutschland studierte sie mit grossem Interesse die expressionistischen Werke der Avantgarde, und setzte sich mit der Kunst des Futurismus und Kubismus auseinander. Nach einem kurzen Aufenthalt in Brasilien ging sie nach New York, wo ein konservativerer, naturalistischer Malstil vorherrschte. Dort entstand eine Reihe von Landschaften. Zurück in São Paulo konnte sie 1917 ihre Werke in einer Einzelausstellung zeigen, die grosse Kontroversen auslöste. Vor allem ihr Malstil traf bei der konservativen Kunstkritik auf Ablehnung. Von der Avantgarde hingegen wurde sie bald als Vorläuferin der brasilianischen Moderne gefeiert. Sie war eine der Protagonist:innen der Semana de Arte Moderna. 1923 konnte Malfatti dank eines Stipendiums nach Paris reisen. Sie kehrte 1928 nach São Paulo zurück und schuf ein Spätwerk, das sich stilistisch an den frühen Meistern der italienischen Malerei orientierte, was bei ihren Künstlerkolleg:innen auf Unverständnis stiess.