Lasar Segall (1889–1957)
Aus Deutschland eingewanderter Maler, der von den Farben Brasiliens und dem Elend in Europa überwältigt war.
Lasar Segall verliess als junger Mann seine litauische Heimat, um in Berlin zu studieren. Er setzte sich mit dem Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit auseinander. Bereits 1913 besuchte er seine Geschwister in Brasilien. Nach einigen Monaten kehrte er nach Deutschland zurück. Wie Briefe und Postkarten belegen, war er zu Beginn der 1920er Jahre mit einigen Bauhaus- Lehrern wie Wassily Kandinsky, Paul Klee und Lyonel Feininger in Kontakt. 1923 entschied sich Segall definitiv nach Brasilien auszuwandern. Dort kam er schnell mit der Avantgarde in Kontakt und nahm die Vorstellung einer brasilianischen Moderne in seinen Werken auf. Darstellungen Indigener oder afrobrasilianischer Menschen häuften sich. Wie andere europäische Kunstschaffende bereits im 19. Jahrhundert war Segall besonders von der üppigen tropischen Pflanzenwelt fasziniert. Im Laufe der 1930er Jahre setzte sich Segall mit den Verfolgungen, Flüchtlingsschick salen und der allgemein katastrophalen Situation in Europa auseinander. Seine Werke wurden von den Nationalsozialisten aus deutschen Museumssammlungen verbannt und in der Ausstellung Entartete Kunst verfemt. Die kräftigen Farben der 1920er Jahre wichen ab den 1930er Jahren Braun- und Grautönen. Die Rhetorik der nationalsozialistischen Kunstkritik, die sich vor allem gegen jüdische Künstler:innen wie Segall richtete, wurde zum Teil in Brasilien aufgenommen: Segall wurde auch hier als «degenerierter» Künstler verunglimpft.