Candido Portinari (1903–1962)
Chronist des Lebens der brasilianischen Bevölkerung, der zum nationalen und internationalen Star wurde.
Candido Portinari wuchs als Kind italienischer Immigranten auf einer Kaffeeplantage im Innern des Bundesstaates São Paulo auf. Als Fünfzehnjähriger zog er nach Rio de Janeiro, wo er eine klassische Ausbildung an der Kunstakademie genoss. Mit einem Reisestipendium reiste Portinari 1928 nach Italien, England und verbrachte zwei Jahre in Paris. Zurück in Rio de Janeiro setzte er sich mit den aktuellen politischen Umwälzungen und der sozialen Ungerechtigkeit auseinander. Portinari entwickelte eine eigene, realistische Bildsprache und thematisierte in seinen Gemälden die gesellschaftlichen Probleme Brasiliens wie die Armut der Landbevölkerung, die vorwiegend ehemals versklavte Menschen traf. Er trat der kommunistischen Partei bei. In seinen Gemälden stellte er die arbeitende und häufig ethnisch gemischte Bevölkerung dar, welche die junge Nation ausmachte. Ab Ende der 1930er Jahre erhielt er mehrere Aufträge für Wandarbeiten in öffentlichen Gebäuden, die unter anderem von Oscar Niemeyer entworfen wurden. Damit wurde er regelrecht zum internationalen Aushängeschild der brasilianischen modernen Kunst. In der Folge widmete ihm das Museum of Modern Art in New York 1940 eine Einzelausstellung, und er erhielt den Auftrag für die grosse Wandarbeit Krieg und Frieden im UNO-Gebäude in New York.