Djanira da Motta e Silva (1914–1979)
Beobachterin des Alltagslebens, die unterschiedliche Kulturen und Facetten Brasiliens erlebte und porträtierte.
Djanira da Motta e Silva wuchs als Tochter eines Paares mit Indigenen und europäischen Vorfahren in der Arbeiterklasse auf. Sie war Autodidaktin und wurde aufgrund ihres Geschlechts für lange Zeit zu Unrecht als «primitive» und «naive» Künstlerin beschrieben. Die Künstlerin, die ihre Werke stets nur mit ihrem Vornamen Djanira signierte, lehnte diese Bezeichnungen vehement ab. Sie entwickelte bewusst eine reduzierte künstlerische Sprache, um die sozialen Ungleichheiten zu kommentieren. Umgeben von anderen Künstler:innen im Quartier Santa Teresa in Rio de Janeiro, begann sie in den 1940er Jahren zu malen. Sie fing an, ihre Nachbar:innen und sich selbst zu porträtieren. Als sie ihre Gemälde 1943 zum ersten Mal ausstellte, wurde ihr Werk von anderen Künstler:innen wie Portinari und Segall gelobt. Sie fand bald ihren eigenen Malstil und bildete darin Brasiliens Facetten ab: Alltagsleben, Arbeiter:innen, Volksfeste, afrobrasilianische und katholische Religiosität sowie Landschaften. Ab den 1950er Jahren zeigte sie vermehrt Interesse an Quellen der Volkskultur. Die Künstlerin arbeitete 1954 und 1955 einige Monate in Salvador de Bahia. Dort studierte sie die afrobrasilianische Kultur, die sie als ein grundlegendes Element der Identität des Landes verstand. Afrobrasilianische religiöse Rituale, insbesondere die Darstellung von Candomblé-Orishas (Gottheiten) dienten ihr als Motiv. Im Gegensatz zur ersten Generation der modernen Künstler:innen lebte sie im Umfeld der Kulturen, die sie malte.