Rubem Valentim (1922–1991)
Maler und Bildhauer, der die afrobrasilianische Spiritualität in geometrischen Konstruktionen ausdrückt.
Rubem Valentim arbeitete als afrobrasilianischer Künstler ohne kunstakademische Ausbildung anfangs in seiner Heimatstadt Salvador de Bahia, anschliessend in Rio de Janeiro, und nach einem zweijährigen Aufenthalt in Europa, in Brasília. In seinem frühen Schaffen übte er sich im Studium europäischer Künstler wie Paul Cézanne, Paul Klee oder Pablo Picasso. Aufgrund seiner afrikanischen Wurzeln und da er nicht Teil der Szene in São Paulo war, wurde er von der Kunstkritik oft als bahianischer «Magier» der konkreten Kunst marginalisiert. Er fand keinen Platz im Kanon der brasilianischen Moderne, obschon er die Forderungen des Manifesto Antropófago wie kein anderer Künstler umsetzte. In seinen geometrisch-abstrakten Gemälden und Skulpturen «verdaute» er das europäische Erbe und kombinierte es mit Indigenen und afrikanischen Referenzen. Seine Symbole – Pfeil, Dreieck, Kreis, Beil – gehen auf die Darstellungen der Götter Oxóssi, Ossaím oder Xangô zurück, die in den religiösen Ritualen des Candomblé verankert sind. Valentim verwandelte Fetische in Bilder und religiöse Zeichen in abstrakte Symbole. Ihm gelang es, die aus kolonialer Sicht als brasilianische Folklore erachteten Symbole in eine universelle, moderne Bildsprache umzuwandeln.