Geraldo de Barros (1923–1998)
Künstler und Designer, der die Möglichkeiten der Fotografie auslotete und Protagonist der konkreten Kunst in Brasilien war.
Geraldo de Barros kam als Kind mit seiner Familie nach São Paulo. 1941 entschied er sich, neben seiner Arbeit in einer Bank, Künstler zu werden. Er besuchte verschiedene Kurse in Malerei und Druckgrafik. 1948 entdeckte er in der Stadtbibliothek Bücher über Paul Klee, die ihn besonders beeindruckten. Er sah in Klee ein gutes Beispiel, wie ein Künstler das Gelernte in etwas Spontanes umsetzen konnte. Das kindhafte Gekritzel Klees studierte er intensiv, was in Arbeiten jener Zeit offenkundig wird. Zeitgleich begann de Barros mit Fotografie zu experimentieren. Durch einen Fehler entdeckte er die Effekte, welche bei der Überblendung eines Filmes passieren, und setzte diese anschliessend in der Serie der Fotoformas bewusst ein. Gleichzeitig experimentierte er mit der direkten Bearbeitung der Negative. 1951 konnte er dank eines Stipendiums für ein Jahr nach Europa reisen, wo er sich in Paris niederliess, in Zürich Max Bill besuchte und auch nach Bern kam, um Werke Paul Klees zu sehen. Zurück in São Paulo gründete de Barros zusammen mit anderen Künstler:innen die Grupo Ruptura. Kunst sollte der Modernisierung und Industrialisierung des Landes entsprechend ohne künstlerische Handschrift, wenn möglich mit industriellen Materialien gemacht werden. Da ihn die dogmatischen Standpunkte der verschiedenen Gruppen konkreter Kunst nicht interessierten, zog sich de Barros für eine Weile ins Möbeldesign zurück. Anschliessend schlug er zuerst einen figurativen Stil ein, bevor er in den 1980er Jahren mit Werken aus Kunststofflaminat zur konkreten Kunst zurückkehrte.