Le Corbusier
103 - Vers une architecture, 1923
Buch, 24 x 15 x 1.7 cm
Fondation Le Corbusier, Paris

«Es gleicht keinem anderen!»
Bemerkt Le Corbusier über sein 1923 publiziertes Manifest «Vers une architecture» – Ausblick auf eine Architektur. Das Buch ist geradezu wild und dadaistisch in der Art und Weise, wie Le Corbusier hier Dinge aufeinanderprallen lässt: Er verwendet Beispiele und Bildmaterial aus der Kultur- und Architekturgeschichte sowie aus Technik und Industrie. Abbildungen antiker Tempel zeigt er neben Abbildungen von Autos, Passagierdampfer neben Gebäuden, Muscheln neben Turbinen. So schlägt er überraschende Brücken. Für Le Corbusier besitzen die klaren und funktionalen Formen der Maschinen eine ästhetische Kraft. Ingenieur:innen mit ihrem technischen Wissen schaffen Verbindungen von Mathematik und Physik zur Natur. Dieser wissenschaftliche Ansatz fehle der Architektur, meint Le Corbusier. Die akademische Tradition der Architektur ignoriere die Innovationen der modernen Ingenieurskunst.
Erstmals erläutert Le Corbusier in diesem Manifest sein Verständnis einer zeitgemässen, modernen Architektur. Architektur muss auf die Bedürfnisse der neuen, modernen und industrialisierten Gesellschaft reagieren:
«Eine grosses Zeitalter ist angebrochen. Ein neuer Geist herrscht. Es gibt eine Fülle von Werken des neuen Geistes, die vor allem in der industriellen Produktion zu finden sind. Die Architektur erstickt an den Traditionen. Stile sind eine Lüge. Der Stil ist eine grundlegende Einheit, die alle Werke einer Epoche beseelt und aus einem bestimmten Geist hervorgeht. Jeden Tag prägt unsere Zeit ihren Stil. Unsere Augen können ihn leider noch nicht erkennen.»
In seiner eigenen «geduldigen» Recherche arbeitet er bewusst dieser Blindheit entgegen.
Sein Buch ist ein avantgardistisches Manifest, das fordert und provoziert, aber auch in einer verständlichen Sprache seinen Standpunkt festhält. Le Corbusier ist nicht nur Maler, Architekt und Designer, sondern insbesondere auch Theoretiker und Schriftsteller. Stets wird sein Schaffen begleitet von Pamphleten, Manifesten und theoretischen Texten. Wie kaum ein anderer Kunstschaffender oder Architekt versucht Le Corbusier seine Haltung und seine Ideen festzuhalten und zu vermitteln.