Le Corbusier
111 - Le Modulor, 1945
Tusche, schwarzer Bleistift und Farbstift auf Pauspapier, 31.5 x 36.5 cm
Fondation Le Corbusier, Paris

Dieser schematisierte menschliche Körper mit erhobenem Arm – der Modulor von Corbusier – ist weit bekannt. Obgleich er wenig Anwendung in der Architektur gefunden hat. Der Künstler-Architekt findet im Modulor ein einprägsames Bild für ein Proportionssystem. Ein Bild, das zahlreich abgebildet wird und gar in Fassaden vieler Gebäude integriert wird. Le Corbusiers Modulor reiht sich ein in eine weit zurückreichende Reihe an Versuchen, die Proportionen des menschlichen Körpers zur Grundlage der Künste und des Gestaltens zu machen. Wie etwa bei Vitruv in der Antike oder Leonardo da Vinci in der Renaissance, um nur die bekanntesten zu nennen. Der Modulor fügt sich zudem ein in Le Corbusiers zahlreiche Bestrebungen nach Ordnung und Klassifizierung. Dazu gehören seine «regulierenden Linien».
Le Corbusier entwickelt den Modulor zwischen 1942 und 1955. In ihm verbindet er eine eher angenommene menschliche Masse – diejenige eines Mannes! –, eine willkürliche Grösse von 1,83 Meter und den Goldenen Schnitt. Le Corbusier beschreibt ihn folgendermassen:
«Der Modulor ist ein Masswerkzeug, das von der menschlichen Gestalt und der Mathematik ausgeht. Ein Mensch mit erhobenem Arm liefert in den Hauptpunkten der Raumverdrängung – Fuss, Solarplexus, Kopf, Fingerspitze des erhobenen Arms – drei Intervalle, die eine Reihe von Goldenen Schnitten ergeben, die man nach Fibonacci benennt.»
Das System soll zur Bestimmung der Masse von Räumen und Möbeln dienen – beispielsweise der Sitzhöhe eines Stuhls oder der Raumhöhe. Damit versucht Le Corbusier eine Standardisierung in der Architektur und in der Produktion von Bauelementen voranzutreiben. Oftmals scheitert er mit seinem Masssystem jedoch an den Bauvorschriften. Das System soll aber auch darüber hinaus auf die ganze Architektur angewendet werden und schlussendlich ebenso auf den Städtebau. In der Unité d’Habitation, einem Wohnblock in Marseille, benutzt er den Modulor erstmals an.