Le Corbusier
119 - Poème de l'angle droit, 1955
Lithographie, 43 x 33 cm
Fondation Le Corbusier, Paris

«Wir behaupten, dass die Aufgabe des Menschen darin besteht, Ordnung zu schaffen, und dass sein Handeln und Denken von der Geraden und dem rechten Winkel bestimmt werden; dass die Gerade ein ihm angeborenes Mittel ist und in seinem Denken ein erhabenes Ziel darstellt.»
Ordnung schaffen ist in Le Corbusiers Denken und Arbeiten eng mit der Idee der Geraden und insbesondere des rechten Winkels verbunden. Zwischen 1947 und 1953 gestaltet er 19 Lithografien und begleitende Texte unter dem Titel «Le Poème de l’angle droit»: Das Gedicht des rechten Winkels. Diese Werkgruppe ist gewissermassen eine Zusammenfassung von Le Corbusiers zentralen Vorstellungen und Themen: vom Verhältnis von Natur und Kultur, über Kunst und Architektur bis zum Städtebau. Den rechten Winkel bezeichnet er als einzige Konstante:
«Der rechte Winkel ist gleichsam der Totpunkt jener Kräfte, die das Universum im Gleichgewicht halten. Während es nur einen rechten Winkel gibt, kommen die anderen Winkel unendliche Male vor; der rechte Winkel dominiert also die anderen Winkel: Er ist einzigartig und konstant.»
In einem Blatt des Gedichtes malt Le Corbusier eine zeichnende Hand. Natürlich zeichnet sie nicht irgendetwas, sondern ein Kreuz – eine Senkrechte und eine Waagrechte im rechten Winkel zueinander. In den Lithografien verarbeitet Le Corbusier Motive seiner gesamten bisherigen Schaffenszeit. Neben dem Modulor taucht die offene Hand auf.