Le Corbusier
122 - Die offene Hand, 1954
Aquarell, Tinte und Papier auf Papier, 21 x 27 cm
Fondation Le Corbusier, Paris

Hände oder Handschuhe sind bereits in Le Corbusiers Skizzen und Gemälden aus den 1920er Jahren zu finden. Doch erst im Verlauf mehrerer Jahrzehnte entsteht daraus die Idee der «offenen Hand» mit ihrer symbolischen Kraft. In seinen letzten 15 Lebensjahren wird die offene Hand zu einer fixen Idee. Beinahe obsessiv setzt er die offene Hand in jeglichen Techniken um, vom Gemälde über Geschirrdekor bis zur Architektur; sie taucht in Hunderten Skizzen auf und auf zahlreichen Buchcovern. Oft ist es seine eigene Hand, die er in Farbe taucht und abklatscht, oder als Gipsabguss abformt. Die offene Hand wird so geradezu zur Signatur von Le Corbusier.
Wie in dieser Darstellung von 1954 ist Le Corbusiers offene Hand erhoben mit extrem gestreckten Fingern, wobei Daumen und kleiner Finger besonders abgespreizt sind. Le Corbusiers erfindet die offene Hand ursprünglich als politisches Zeichen, das der erhobenen, revoltierenden Faust der Kommunisten eine Geste der Verständigung entgegenhalten sollte. Sie sollte ein Symbol für das Geben und Nehmen sein.
Im Rahmen seines Auftrags für die neue Stadt Chandigarh in Indien in den 1950er Jahren ist Le Corbusier für das Regierungsviertel, das Kapitol, zuständig. Auf einem Platz zwischen den Regierungsgebäuden will er erstmals die offene Hand als monumentale Skulptur errichten. Trotz jahrelanger Bemühungen scheiterte das Projekt schlussendlich. Erst 20 Jahre nach seinem Tod wurde mithilfe einer Spendenaktion Le Corbusiers offene Hand doch noch in Chandigarh errichtet.