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Paul Klee

Pomona, über-reif, 1938

Ölfarbe auf Papier auf Jute; originale Rahmenleisten , 68 x 52 cm

Zentrum Paul Klee, Bern

51753

Hauptfeld

Hier können Sie unser Ackerfeld überblicken. Es sind 2,5 Hektar Fläche – da haben gut zwei Fussballfelder Platz. Der Bauer Thomas Wüthrich pflegt und bewirtschaftet mit seinem Team unser FRUCHTLAND. Wenn das Feld umgepflügt wird, ist es mit langen parallelen Linien überzogen. Die Architektur des Gebäudes des Zentrum Paul Klee von Renzo Piano nimmt mit den Stahlrippen genau diese Linien auf – auch er liess sich von der Natur inspirieren! Jedes Jahr wird etwas anderes angebaut: Einmal leuchten gelbe Sonnenblumen, ein andermal blüht für kurze Zeit hellblauer Flachs oder der Mais steht zwei Meter hoch und verbirgt das Gebäude hinter einer grünen Wand. 

Im Herbst 2023 hat Thomas Wüthrich auf dem Ackerstück Gerste ausgesät. Es ist eine Sorte, die sich zum Verbrauen eignet. Das Zentrum Paul Klee wird also Bier brauen! Zum Jubiläumsjahr 2025 wird es bereit sein.

Zum Werk

Pomona ist die Göttin der Baumfrucht der antiken Mythologie. In der Kunstgeschichte wird sie meist als junge, hübsche Frau mit Früchten oder einem Früchtekorb dargestellt. Paul Klee folgt dieser Darstellungsweise und macht gleichzeitig etwas ganz Neues: Seine Pomona besteht aus zwei Linien, die von links und rechts kommend in der Mitte zusammentreffen und sich nach oben und unten zu Bögen winden. Im oberen Bogen malt Klee ein «T»: Augen, Nase und Mund. Rund herum finden sich Beete mit schwarzen Tupfen, ein Rechen und rechts in der Mitte ein kleiner Baum. Klee nennt das Bild «Pomona, über-reif». Selbst eine Göttin wird bei Klee reif und ist vergänglich. Das kräftige Rot des Bildes spielt auf die Reife einer Frucht an.

Vertiefung: Architektur in der Natur

Renzo Piano hat für die Idee seines Gebäudes des Zentrum Paul Klee genau geschaut, was es hier an diesem Ort alles gibt. Er hat eine hüglige Landschaft gesehen am Rande der Stadt – daraus entstanden die drei Wellen des ZPK. Das Gebäude wächst aus der Natur heraus oder in sie hinein und wird so als Ganzes zu einer Landschaftsskulptur. Er hat aber auch die Autobahn wahrgenommen – deshalb ist die Fassade leicht gekrümmt und schmiegt sich so an die Linie der Autobahn. Paul Klees so präzise wie wunderschöne Linien inspirierten Piano ebenfalls. Die Linien im Werk «Pomona, überreif» sind ein Beispiel dafür.