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Rose Wylie

Lilith and Gucci Boy, 2024

Öl auf Leinwand, 207 x 306 cm

© Rose Wylie; Courtesy the artist and David Zwirner; Photo: Jack Hems

Rose Wylie, Lilith and Gucci Boy

Die Bildkomposition wird von zwei Figuren dominiert: Links befindet sich eine goldene Statuette, die von Eulen bewacht wird, rechts ein schlankes, grossgewachsenes Model, dessen kühler Blick nur angeschnitten ist. Diese beiden vertikalen Achsen werden durch horizontale Schriftzüge miteinander verbunden.

Auch in diesem Werk kombiniert Wylie verschiedene Bildquellen: Die Statuette geht auf eine babylonische Skulptur aus der Sammlung des British Museum in London zurück. Dort fertigte Wylie eine Zeichnung der Figur an. Bei späteren Recherchen entdeckte sie, dass die Skulptur auch als Darstellung von Lilith interpretiert wird. Im Judentum existiert die Legende, dass Adam vor Eva – die aus seiner Rippe geschaffen wurde – eine erste Frau mit dem Namen Lilith hatte. Lilith wurde wie Adam aus Erde erschaffen und war ihm deshalb ebenbürtig. Doch weil sie sich Adam nicht unterwerfen wollte, verliess sie ihn. In den 1960er-Jahren wurde sie zu einer Ikone der jüdischen Frauenbewegung und als erste Feministin gefeiert. Um eine interessante Komposition zu schaffen, wählte Wylie als Gegenstück zur Figur der Lilith die Aufnahme eines Models, das an einer Modeschau des Labels Gucci gelaufen ist. Damit reflektiert sie unsere visuelle Kultur und stellt eine antike Skulptur – Hochkultur – einer Ikone unserer Zeit aus der Modeindustrie – Popkultur – gegenüber.

Ausschnitt aus einem Interview mit Rose Wylie und Fabienne Eggelhöfer (Kuratorin), 2025

Rose Wylie über das Bild Lilith and Gucci Boy von 2024.