Paul Klee
207 - ruhende Schafherde, 1908

Paul Klee beschäftigte sich mit der Technik der Hinterglasmalerei wie nur wenige andere Kunstschaffende seiner Zeit. Wassily Kandinsky, Gabriele Münter oder Heinrich Campendonk interessierten sich ebenfalls für Hinterglasbilder, jedoch weitaus mehr für deren volkstümliche Tradition und nicht für technische Belange. Zwischen 1905 und 1916 schuf Klee 64 Hinterglasbilder. Er setzte sich intensiv mit der Bildgattung auseinander und erprobte mit ihr neue Darstellungsformen und Ausdrucksmöglichkeiten. Thematisch und motivisch umfasst die aussergewöhnliche Werkgruppe eine breite Skala, die von Landschafts- und Tierdarstellungen über Porträts bis hin zu satirischen Themen reicht. Ebenso vielfältig experimentierte Klee mit dem neuen Bildträger Glas, von Werken reduziert auf Helldunkel bis zu farbig hinterlegten Darstellungen. Im Mai 1905 erwähnte er in seinem Tagebuch:
«Als Übergang zu einer mehr malerischen Auffassung kratze ich mit der Nadel in eine geschwärzte Glasscheibe. Eine Spielerei auf einem Porzellanteller brachte mich darauf. Das Mittel ist also nicht mehr der schwarze Strich, sondern der weisse. Die helle Energie auf nächtlichem Grund entspricht sehr schön dem Wort ‹es werde Licht›. So gleite ich sachte hinüber in die neue Welt der Tonalitäten.»
Es ist zuerst diese Umkehrung vom Positiv zum Negativ, die Klee gefiel: Es entsteht keine schwarze Linie auf weissem Grund, vielmehr entwickelte er die Zeichnung aus dem schwarzen Grund der Tusche, die er auf eine Glasplatte aufgetragen hatte. Durch Ritzung dieser schwarzen Schicht entsteht die Zeichnung. Im Weiteren trug er Aquarellfarbe oder Tusche direkt auf die Glasplatte auf, so dass die Farbe eigenwillig verfloss. Diese Methode verwendete er vor allem für landschaftliche Motive. In vielen der satirischen Darstellungen hinterlegte er die erste weisse Schicht, in die er durch Ritzung eine Zeichnung kratzte, mit weiteren Farben.
In der Sammlung des Zentrum Paul Klee sind 42 der Hinterglasbilder von Klee gelagert. Die äusserst fragilen Werke wurden inzwischen aufwändig restauriert und im Sinne Klees neu gerahmt. Viele Hinterglasbilder waren nicht mehr ausstellbar. Das verbreitete Schadensbild waren lockere, lose Malschichtschollen die keine Haftung mehr zum Glas besassen. Bei besonders gefährdeten Werken löste sich die Malschicht bereits stellenweise vom Glas, so dass diese Bilder nur noch flach gelagert und mit dem Glas nach unten gedreht aufbewahrt werden konnten. In Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern ist es gelungen, eine praktikable Lösung für die Festigung loser Malschichten auf dem Glasträger zu finden.