Paul Klee
209 - Sugiez, 1910

«Sommer in Bern. Aquarelle nass in nass auf wasserbestäubtes Papier. Schnelle nervöse Arbeit mit einem bestirnten Klang, dessen Teile über das Ganze verspritzt.»
Paul Klee beschreibt hier, wie er um 1910 Aquarelle nass in nass malt: Er befeuchtet das Papier, bevor er mit der nassen Aquarellfarbe das Motiv festhält. Klee wagt sich in dieser Zeit endlich an die Farbe. Zuvor war er viele Jahre unsicher im Umgang mit Farbe oder hielt sich zeitweise ganz von ihr fern. In diesem Werk trägt er die Aquarellfarbe zart und transparent auf – wie es eigentlich üblich ist für diese Technik. Der Gegenstand ist die Natur: Eine Ansicht aus der Gegend von Sugiez am Murtensee mit Dampfschiff. Wie für Klee typisch, nutzt er die Möglichkeiten der Technik. Die flüssige Aquarellfarbe lässt er scheinbar willkürlich auf dem feuchten Papier zerfliessen. Das Blau des Sees unterhalb des Dampfschiffes fliesst beispielsweise nach unten weiter. Am unteren Rand verschwimmt das Blau mit dem Grün des Seeufers. Durch die transparente, fliessende Farbe erhält das Bild einen impressionistischen Charakter. Klee hält eine Stimmung fest und versucht nicht, die Landschaft von Sugiez detailgetreu abzubilden. In seinem Tagebuch hält er 1910 seine Ausflüge in diese Gegend fest:
«In den Sommerferien von Bern aus die Gegend zwischen Murten- und Neuenburgersee aufgesucht wegen ihrer mehr westlichen Farbigkeit. Einige Aquarelle da gemalt.»
Gezielt scheint Klee wegen der «westlichen Farbigkeit» in dieser Gegend zu malen. Er verwendet in dieser Zeit noch die natürlichen Farben. Mithilfe der Nass-in-nass-Technik erreicht er aber bereits eine Reduktion des Gegenstandes und konzentriert sich auf das Wesentliche des Gesehenen. An dieser Malweise wird Klee die folgenden Jahre weiterarbeiten bis zu seinen Farbfleckmalereien in leuchtend bunten Farben.