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Paul Klee

211 - Landhäuser am Strand, 1914

Landhäuser am Strand

1914 reist Paul Klee gemeinsam mit den befreundeten Künstlern Louis Moilliet und August Macke für rund zwei Wochen nach Tunesien. Am Ankunftstag vermerkt er im Tagebuch:

«Tausendundeine Nacht als Extrakt mit neunundneunzig Prozent Wirklichkeitsgehalt. Welch ein Aroma, wie durchdringend, wie berauschend, wie klärend zugleich.»

Das Orientalisch-Exotische – tausendundeine Nacht – interessiert Klee an diesem Reiseziel zuerst. In Tunesien inspiriert ihn schliesslich die kubische Architektur, die Landschaft und das Licht. In diesem Aquarell lassen sich die Inspirationsquellen nachvollziehen: Eine Landschaft mit Häusern ist gut zu erkennen. Klee strukturiert die Landschaft in farbige, teils geometrische Flecken. Sie sind in leuchtend bunten Farben gemalt und entsprechen nicht mehr den natürlichen Farben. Im Tagebuch beschreibt Klee den Anblick der tunesischen Landschaft als einen «Fleckrhythmus». Er weist ausserdem auf die kubische Stadtarchitektur hin. Klee beginnt hier, auf einfache Grundstrukturen der sichtbaren Welt zu fokussieren – seien es landschaftliche oder architektonische Elemente. Während der Reise notiert Klee in sein Tagebuch:

«Ich lasse jetzt die Arbeit. Es dringt so tief und mild in mich hinein, ich fühle das und werde so sicher, ohne Fleiss. Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiss das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.»

Von seinen Empfindungen überwältigt entschliesst sich Klee unmittelbar darauf zur Rückreise nach Europa. Neben der Sicherheit im Umgang mit leuchtend-bunten Farben nimmt Klee eine neue, abstrakte, Bildgestaltung mit nach Hause. Beides sind wesentliche Grundlagen für sein weiteres Schaffen. Deren Weiterentwicklung machte Klee am Ende des Ersten Weltkriegs zu einem erfolgreichen und angesehenen Künstler.


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