Paul Klee
216 - Assyrisches Spiel, 1923

Eine Vielzahl von Bildern, die sich mit dem Thema Tanz und Theater beschäftigen, sind in den ersten Jahren am Bauhaus in Weimar entstanden. Von den dortigen Festen angeregt, finden wir in Klees Bildmotiven Maskenspiele und Verkleidungen. Insbesondere das Laternenfest, bei dem die Studierenden zur Sonnwende im Juni mit großen, selbst gebauten Lampions durch Weimar zogen, und das Drachenfest, bei dem sie jeweils zu Beginn des neuen Semesters im Oktober fantasievolle Flugdrachen steigen ließen, scheinen Klee künstlerische Bewegt zu haben.
Rotierende Flugobjekte kehren in Assyrisches Spiel wieder, wo sie sich zu einem rätselhaften Sternenfeld verselbständigt haben. Es ist eine lockere Gruppierung der Dinge auf schwarzem Grund. Die Motive sind im scharfen Schnitt aus dem ebenmäßig schwarzen Grund ausgespart und zeigen farblos, mit wechselnd zarter Schattierung die bräunliche Helle der Kartonunterlage. Die Gegenstände wirken wie Schachbretter, geöffnet oder schräg in den Raum gestellt, Tropfenketten daneben, darüber Dreiecke, Quadrate, zwischen laufenden Rädern und Strahlenkreuzen. Während uns Zacksterne und Pfeile Hinweise auf das Schachspiel geben, stehen die Himmelskörper als mathematische Symbole für ein Denken, das aber scheinbar nicht desjenigen Europas ist. Gegenstand und Ausdruck entsprechen dem Denkbild eines exotischen Landes, ohne vom Sachverhalt etwas wieder zu geben. Klee bildet den Gegenständen lediglich seine Idee von Assyrien ein. Klee scheint aus der leuchtenden Wirkung der bunten Farben vor dem dunklen Nachthimmel einen eigenen Darstellungsmodus entwickelt zu haben, eine Art «Lampionstil», den er in den Jahren 1922 und 1923 mehrfach verwendet. Die Kombination mit Schwarz lässt die bunten Motive von innen heraus leuchten.