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Paul Klee

215 - Farbtafel (auf maiorem Grau), 1930

Farbtafel (auf maiorem Grau)

Vor allem zu Beginn der 1920er-Jahre – in seiner ersten Zeit am Bauhaus in Weimar – malt Paul Klee einige sogenannte Quadratbilder. Diese Werke komponiert Klee aus mehr oder weniger quadratischen farbigen Flächen. Es sind vollkommen abstrakte Bilder, bei denen Klee höchstens über den Titel Bezüge zur sichtbaren Welt macht. Diese «Farbtafel» malt er erst 1930, am Ende seiner Bauhausjahre. Dennoch ist das Werk mit den früheren Quadratbildern verwandt. Auf schwarz grundiertem Papier malt der Künstler ungefähr gleich grosse Rechtecke und Quadrate. Er verwendet dazu mit Kleister gebundene Pastellfarbe. Ausgemalt sind die Flächen in gebrochenen Farben. Die Mischung der Farben erfolgt sowohl auf der Palette, als auch durch die Schichtung der Farbflächen auf dem dunklen Grund.

Im Titel erwähnt Klee zusätzlich: auf maiorem Grau. Damit hält er fest, dass Grautöne in diesem Werk überwiegen. Grau war für Klee eine neutrale Farbe. Er verwendet sie oft, um Werke zu umranden und damit wie mit einem Rahmen abzuschliessen. Das für Klee neutrale Grau bildet keine «Konkurrenz» zu den oft vielfältig bunt gemischten Farben seiner Bilder. Damit ist Grau ideal als Abgrenzung und Rahmung bunter Kompositionen. Er bezieht sich bei derartigen Anwendungen von Farben vorwiegend auf die Farbenlehren von Johann Wolfgang von Goethe und Philipp Otto Runge. Runge entwickelte um 1810 die Farbkugel, auf der alle Farben inklusive ihrer Abstufungen zu Schwarz und Weiss aufgetragen sind. Schwarz und Weiss bilden die beiden Pole der Kugel. Im Zentrum befindet sich das neutrale Grau. Genau diese Theorie lehrt Klee in seinem Unterricht zur Gestaltungstheorie am Bauhaus. Sie ist auch Grundlage für sein freies künstlerisches Schaffen – aber hier arbeitet er oft intuitiv und spielerisch und nicht streng nach Regeln.