Paul Klee
221 - Leontine, 1933

Dieses humorvolle Aquarell malt Paul Klee 1933. Es ist das Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland. Aufgrund dieser Veränderung wird Klee in diesem Jahr aus seiner Anstellung an der Kunstakademie in Düsseldorf entlassen. Ende des Jahres verlässt er mit seiner Frau Lily Deutschland und kehrt in seine Heimatstadt Bern zurück. In zahlreichen Werken aus diesem Jahr spiegelt Klee die gesellschaftlichen Folgen des politischen Umbruchs. Gleichzeitig malt und zeichnet er aber stets verspielte, satirische und humorvolle Werke wie hier: «Leontine».
Malweise und Inhalt gehen hier einmal mehr Hand in Hand. Richten Sie Ihren Blick auf die mit Pinsel gezogenen Linien! Scheinbar eine einzige Linie formt schwungvoll dieses Gesicht. Sie wirkt wie zufällig in rascher Bewegung gemalt und besteht aus vielen Kurven, Ecken und Kringeln. Klees Linie stellt aber nicht die zu erwartenden Details eines Gesichts dar, wie Nase, Augen, Mund oder Wangen. Sondern vielmehr reine Bewegung. Alles, was dieses Liniengebilde zu einem Gesicht macht, trägt Klee ganz gezielt in anderen Farben auf: die blauen Augen mit schwarzen Pupillen, den wunderschönen, verschmitzt lächelnden roten Mund, und die beiden aus geschwungenen Linien gemalten Ohren. Diesem spielerischen Umgang mit den malerischen Mitteln entsprechen der Gesichtsausdruck sowie der Name der Dargestellten: Leontine.
Wie Klee einmal selbst erwähnte, sind seine Menschengesichter wahrer als die wirklichen. Denn er porträtiert nicht, in dem er möglichst exakt abbildet. Vielmehr erfindet er neue Wesen und Gesichter und charakterisiert sie mit allen seinen Mitteln wie Farbe, Form und Linie.