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Paul Klee

225 - blaue Blume, 1939

blaue Blume

Das Werk «blaue Blume» entstand 1939, dem produktivsten Jahr in Paul Klees Schaffen überhaupt. Aus einem dunkelblauen Grund treten schemenhaft Blatt- und Blumenmotive hervor. Im Zentrum ist eine schwarz konturierte, blattartige Form mit gezackten Ausbuchtungen zu sehen, die von verschiedenen Blumen umgeben ist. Mit dem flächigen Muster der Pflanzen kontrastiert die Tiefe der Farbe Blau. Klee hat sich intensiv mit der psychologischen Wirkung und Symbolik dieser Farbe auseinander gesetzt. Himmel oder Wasser assoziierend, wird der Betrachter in einen meditativen Farbraum versetzt, dem etwas Geheimnisvolles, Melancholisches anhaftet.

In Klees Bildern verweisen botanische Motive nicht auf Beschaulichkeit und Naturidylle, sondern auf eine eigene Bedeutungswelt. In den Pflanzendarstellungen fand sein Glaube an die Kontinuität des Lebens und die sich permanent erneuernden Kräfte der Natur ihren Ausdruck. Mit der Darstellung der zarten blauen Blume rechts im Bild neben der grossen, gezackten Blattformation verweist Paul Klee zudem auf den Dualismus von Gut und Böse. Im Gegensatz zu anderen Arbeiten stehen im Werk «blaue Blume» nicht schöpferische Fruchtbarkeit im Vordergrund, sondern der bedrohliche Aspekt der Natur und deren Verletzlichkeit.

Mit dem Titel nimmt Klee ein Motiv auf, das zu einem der wichtigsten Symbole der deutschen Romantik geworden ist. Die blaue Blume steht als Sinnbild für die rational nicht fassbare Welt und romantische Sehnsucht nach Unendlichkeit. So auch im Romanfragment Heinrich von Ofterdingen des deutschen Schriftstellers Novalis von 1802. Der Held gerät hier in den Bann einer blauen Blume, die ihm als Ziel seines geistigen Strebens und Symbol der Liebe erscheint.

Klee selbst hat seinen Stil als «kühle Romantik» bezeichnet. In seinem künstlerischen Schaffen bilden ab 1918 typisch romantisch Motive wie der Mond und die Gestirne, Träume, imaginäre Reisen, Flügelfiguren und Engel thematische Schwerpunkte.