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Paul Klee

203 - Familie bei Tisch, 1885

Familie bei Tisch

Die beliebtesten Motive des kleinen Paul stammen durchwegs aus seiner nächsten Umgebung. Es ist die eigene Familie, Blumen, Tiere, Zirkus oder etwa der Jahrmarkt. Die Figuren stellt Klee meist im Profil dar oder vollkommen frontal, ebenso zeichnet er Gebäude oder ein Karussell in seitlicher Ansicht ohne Rücksicht auf die Perspektive. In diesen Kinderzeichnungen wird deutlich, wie Klee als Kind das Zusammenleben mit Erwachsenen, insbesondere seinen Eltern versteht. Die Kinder sind meist stark verkleinert gezeichnet und die Grossen, die Erwachsenen, stark vergrössert, so dass sich eine klare Hierarchie ergibt. Die Männerfiguren dominieren die Zeichnungen. Die Damen sind oft herausgeputzt mit auffälligen Hüten, mit Rock und Accessoires wie Taschen und Schirme dargestellt. In «Familie bei Tisch» zeichnet er wohl die eigene Familie, seinen Vater Hans Wilhelm und seine Mutter Ida Maria sowie sich selber als kleinere Figur auf der rechten Bildseite. Der Vater, hinter dem Tisch in der Mitte, ist als grosse, dickliche Gestalt mit aufgeregtem Gesichtsausdruck und erboster Gestik gezeichnet. Klee nahm den Vater in seiner Kindheit als strenge Autorität wahr.

1902 entdeckt Klee einen Teil seiner eigenen Kinderzeichnungen wieder, die er im Alter von vier bis zehn Jahren gezeichnet hat. 1911 setzt Klee seine Kinderzeichnungen an den Anfang seines Werkkatalogs, in dem er von nun an alle seine Werke akribisch auflistet. Damit wird deutlich, dass Klee seine Kinderzeichnungen als eigenständige Werke erachtet und ihnen einen besonderen Stellenwert in seinem Schaffen zuschreibt.


Erfahren Sie mehr über Paul Klees Kinderzeichnungen in unserer Filmserie «Unpacking Klee».