Anni Albers
102 - Biografie

Anni Albers kommt 1899 als Annelise Elsa Frieda Fleischmann in Berlin-Charlottenburg zur Welt. Als Mitglied der Verlegerfamilie Ullstein wächst sie in einem privilegierten Umfeld auf. Frühe Kindheitserinnerungen an frische Blumen an ihrem Bettpfosten mit ihren leuchtenden Farben zählen ebenso dazu wie Opernbesuche in Kleidern aus schwarzem Samt mit Kragen aus weisser Spitze, vom Hausschneider gefertigt. 1916 beginnt sie ihre Ausbildung unter anderem an der Kunstgewerbeschule in Hamburg, 1922 ihr Studium am Weimarer Bauhaus. Dazu hält sie fest:
«Draussen war die Welt, aus der ich kam, ein Wirrwarr der Hoffnungslosigkeit, ungerichteter Energie und widersprüchlichen Absichten. Drinnen im Bauhaus herrschte auch Durcheinander aber sicher keine Hoffnungslosigkeit.»
Nach dem Bauhaus-Vorkurs beginnt sie in der Werkstatt für Weberei. 1925 heiratet sie den Kommilitonen Josef Albers, nimmt seinen Namen an und verkürzt ihren Vornamen zu Anni. Im Wintersemester 1927/28 studiert sie Gestaltungslehre bei Paul Klee. 1930 erlangt sie ihr Bauhausdiplom mit einer innovativen textilen Wandverkleidung für die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds in Bernau.
Nach der Schliessung des Bauhauses durch die Nazis folgt das Ehepaar Albers einer Einladung in die USA ans Black Mountain College, wo beide als Lehrpersonen eingestellt werden. 1935 unternehmen sie ihre erste Reise nach Mexiko. Später werden weitere nach Mexiko, Kuba und Chile folgen. Anni Albers sammelt dabei präkolumbische und zeitgenössische Textilfragmete und nutzt sie für ihren Unterricht am Black Mountain College.
1949 hat Anni Albers ihre erste Einzelausstellung am Museum of Modern Art in New York – als erste Textildesignerin und Weberin. Im folgenden Jahr zieht sie mit ihrem Mann nach New Haven, da Josef Albers eine Anstellung an der Yale University erhält. Anni Albers arbeitet nun als freie Künstlerin und entwirft ab den 1950er-Jahren Stoffdesigns für die Firma Knoll später ebenfalls für andere Firmen. In den 1960er-Jahren entstehen wichtige Werke für sakrale Räume bis hin zu einem Mahnmal für die Opfer des Holocaust. Gleichzeitig arbeitet sie immer weniger am Webstuhl und widmet sich zunehmend der Druckgrafik. 1965 erscheint ihre wohl wichtigste und einflussreichste Publikation On Weaving. Anni Albers stirbt 1994 in den USA.