Anni Albers
103 - Reproduktion des Wandbehangs Nr. 81 (1925), 1925/2025
Baumwolle, Seide und Rayon (Ausgeführt von Katharina Jebsen-Plättner), 145.0 x 92.0 cm
The Josef and Anni Albers Foundation, Bethany, CT

Für Anni Albers ist die Formenlehre von Paul Klee stets eine zentrale Grundlage. Klee unterrichtet die Webereiklasse am Bauhaus im Wintersemester 1927/28. Er bezeichnet Webarbeiten als «dienende Objekte» im Gegensatz zu freien künstlerischen Arbeiten. Die Webarbeiten sollen nicht zu eigenständig sein, sondern einen passenden Platz in der Architektur einnehmen. Aus Klees Haltung schliesst Anni Albers, dass es beinahe unendlich viele Aufgaben für die Weberei gibt zur Kreation von Textilien, die sich in ihre Umgebung einfügen. «Dienende Objekte» sind nicht nur Wandbehänge, sondern genauso Vorhänge, Tischtextilien, Teppiche, Läufer oder Polster.
Diesen Wandbehang webt Anni Albers 1925. Ein Entwurf dazu ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Sie fertigt die Webarbeit aus Wolle und Seide. Die Komposition basiert auf horizontalen Streifen. Die einzelnen Streifen sind in weitere Flächen geteilt. In der Mitte spiegelt die Künstlerin die Flächengliederung horizontal und nimmt sie in der unteren Hälfte seitenverkehrt wieder auf. Sie spiegelt aber nur die Gliederung und variiert die Farben der einzelnen Flächen. Die petrolfarbenen Flächen der oberen Hälfte sind im unteren Teil Gelb, die gelben sind petrolfarben.
Albers Komposition erinnert an die Gliederungsprinzipien von Klee, die er auch in seiner Gestaltungslehre am Bauhaus lehrt: Er entwickelt Kompositionen häufig mit horizontalen, farbigen Streifen, die in kleinere Flächen geteilt sind. Wie Klee erreicht auch Albers mit dieser komplexen Gliederung und Farbgebung eine vielfältige Rhythmik – eine Vielstimmigkeit oder Polyphonie, wie es Klee nennen würde.