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Unbekannt

109 - Fragment, Chancay, 1000–1450

Wolle, 24.1 x 18.4 cm

The Josef and Anni Albers Foundation, Bethany, CT

Unbekannt, Fragment, Chancay

«Meinen grossartigen Lehrern, den Webern von Peru gewidmet»

Dies setzt Anni Albers an den Anfang ihrer bahnbrechenden Textsammlung von 1965 On Weaving – über das Weben. Zu dieser Zeit setzt sich die Künstlerin bereits dreissig Jahre mit den Kulturen der Andenregion, von Mittel- und Südamerika auseinander. Mit ihrem Mann reist sie über ein Dutzend Mal in diese Regionen und das Paar entdeckt die Kunst dieser Kulturen. Gemeinsam sammeln sie Gefässe und Figuren, und insbesondere Anni Albers Textilien. Über 1400 Objekte aus Mexiko, Peru und Costa Rica gehen in ihren Besitz. Mit der Webkunst der Andenregion kommt Anni Albers wohl bereits in den 1920er-Jahren im Berliner Museum für Völkerkunde in Kontakt. 1935 reist das Paar erstmals nach Mexiko und besichtigt die Ausgrabungen von Monte Albàn. Anni Albers erkennt bald den riesigen Erfindungsreichtum der Webarbeiten dieser Kulturen und beginnt sie gründlich zu studieren.

Unter den hier ausgestellten Stoffen findet sich ein Textilfragment einer präkolumbischen Webarbeit aus Wolle. Das Muster ist rund Tausend Jahre alt und stammt aus der Kultur der Chancay. Das Fragment ist nicht derart schlecht erhalten, sondern Albers löste den gewobenen Stoff auf, um die Herstellungsweise genau erforschen zu können. Wie wichtig ihr derartige Objekte und deren Analyse sind, hält sie im Folgenden fest:

«Jeder Anfang bedeutet Erkundung, Auswahl, Entwicklung, eine kraftvolle Vitalität, die sich nicht vom Bewährten und Traditionellen einschränken lässt. Ich möchte meine Studierenden mitnehmen auf diese Reise in die Anfangszeit, zu den Anfängen der Textilien. Wie hat das alles begonnen?»