Unbekannt
110 - Geknüpftes Netz, 1000 – 1450
Baumwolle, 20.6 x 30.5 cm
The Josef and Anni Albers Foundation, Bethany, CT

«Ich versuchte, meine Studierenden an einen Nullpunkt zu versetzen. Sie sollten sich vorstellen, sie seien in, sagen wir, einer Wüste in Peru, ohne Kleidung, ohne alles. […] Und nach und nach erfanden wir Webstühle aus Stöcken und so weiter.»
Eine fundierte Kenntnis von Technik und Material sowie das Experimentieren mit diesen ist für Anni Albers die Grundlage der Webarbeit seit ihren Anfängen am Bauhaus. Während einer Reise nach Südamerika 1939 erlernt sie den Umgang mit dem Rückengurtwebstuhl. Sie kauft sogar ein Exemplar, bemerkt aber dazu, wie schwierig die Verwendung sei. Während verschiedener Reisen kauft sie zudem rund hundert Textilien, die später am Black Mountain College in die Harriet Engelhardt Memorial Collection gehen. Harriet Engelhardt war eine ehemalige Studentin von Anni Albers am Black Mountain College. Sie starb 1945 in Deutschland während eines Einsatzes für das Rote Kreuz. Engelhardts Eltern stellten das gesamte Vermögen ihrer Tochter in einem Memorial Fund zur Verfügung. Die Sammlung befindet sich heute an der Yale University Art Gallery.
In der Vitrine sehen Sie eine kleine Auswahl der von Albers gesammelten Textilien. Sie zeugen von der Vielfalt der Techniken in der Webkultur des Andengebietes. In der Vitrine sind Fragmente in aufwändiger Doppelweberei neben Stoffen aus offen gewebter Spitze zu sehen. Albers ist fasziniert von den unterschiedlichen Webtechniken, die sich über Jahrtausende ausgebildet haben und zum Teil immer noch angewendet werden.
Gleichzeitig ist Anni Albers bewusst, dass die Techniken auf einfachsten Werkzeugen beruhen. Sie sind teils mit einem Rückengurtwebstuhl gefertigt. Dabei werden die Kettfäden zwischen zwei Hölzer gespannt. Das eine wird an einem beliebigen passenden Ort angebunden, während das andere über einen Gurt an der Weberin befestigt ist. So entsteht eine Art mobiler, handlicher Webstuhl.