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Anni Albers

114 - Melfi (Entwurf für S-Collection Textiles), ca. 1982/83

Baumwolle,

The Josef and Anni Albers Foundation, Bethany, CT

Anni Albers, Melfi

Schon während ihrer Zeit am Bauhaus beginnt Anni Albers, verschiedenste Textilien für bestimmte Funktionen zu entwerfen und dabei passende Fasern zu verwenden. In ihrer langen Karriere entwickelt sie Stoffe für Vorhänge, Raumtrenner, Wandbespannungen, Polster, aber auch für Kleider. In ihrer Ausstellung 1949 im Museum of Modern Art in New York präsentiert Albers erstmals ihre vielseitig nutzbaren Kreationen. In der Wahl der Materialien behält sie stets den Verwendungszweck im Auge und nutzt oder entwickelt gar neue Gewebe aus speziellen Mischungen von Materialien. Es sind Materialien, die beispielsweise lichtreflektierend, abwaschbar oder schwer entzündbar sind. 1947 bemerkt sie dazu folgendes:

«Je mehr wir vermeiden, dem Material, den Werkzeugen und Maschinen im Weg zu stehen, desto grösser ist die Chance, dass unsere Arbeit nicht veraltet, nicht den Stempel einer zu begrenzten Zeit trägt und eines Tages altmodisch wirkt … Und sie wird Moden nur überdauern, wenn sie sowohl dauerhafte als auch vergängliche Qualitäten verkörpert.»

Viele dieser funktionalen Textilien entwirft Anni Albers in Auftrag von Firmen. Ab 1951 fertigt sie rund dreissig Jahre lang Entwürfe für die Textilabteilung der Firma Knoll. Ende der 1970er-Jahre beginnt die Zusammenarbeit mit Sunar Textiles und später mit S-Collections. Für letztere entwirft sie um 1982-83 den Stoff Melfi aus Baumwolle. Es handelt sich um ein halbtransparentes Gewebe mit einem zickzackförmigen Muster. Dieses ist maschinell gestickt und mit einer Säureätzung bearbeitet. Die gestickten Fäden sind zudem maschinell abgeschnitten. Albers Entwürfe werden von den Firmen maschinell als Massenware produziert. Was sie während ihrer Bauhauszeit noch fordert, kann sie jetzt umsetzen: eine erfahrene Weberin mit hervorragenden Material- und Technikkenntnissen entwickelt und gestaltet Textilien für die industrielle Produktion.