Anni Albers
113 - Handgewebtes Stoffmuster, 1948
Baumwolle, Jute und Lurex, 18.4 x 23.5 cm
Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum, Smithsonian Institution, Schenkung von Anni Albers

In der Vitrine sehen Sie verschiedene Materialproben von Anni Albers. Für sie war die Kenntnis und Verwendung von unterschiedlichen Materialien grundlegend für die Arbeit als Weberin. In einem Text von 1944 bemerkt sie:
«Der Entwurf eines Werkes gibt nur sein Temperament vor, nicht aber seine Konsistenz. Die Dinge nehmen erst durch das Material und den Arbeitsprozess ihre Form an, und keine Vorstellungskraft ist stark genug, um im Voraus zu wissen, wie genau ein Werk aussehen wird.»
Dieses Interesse an Materialien geht bis auf ihre frühen Jahre in der Webereiwerkstatt am Bauhaus zurück. In den ersten Jahren der Webereiklasse stehen noch vorwiegend traditionelle Materialien wie Wolle, Baumwolle oder Seide im Zentrum. Wie auch in anderen Abteilungen wird rasch grosser Wert auf Experimente mit neuen, innovativen und industriell nutzbaren Materialien gelegt. In der Weberei kommen beispielsweise neue Kunstfasern zum Einsatz: Viskose, Kunstseide oder auch Zellophan. Diese sind weitaus günstiger, gut verfügbar und werden in Deutschland produziert. Zellophan ist aus pflanzlichem Zellulosebrei und kann als hauchdünner, transparenter und biegsamer Stoff verarbeitet werden. Damit kann in Verbindung mit anderen Stoffen wie Leinen ein lichtdurchlässiges Textil gewoben werden.
Sehr oft verbindet Albers verschiedene Materialien in einem Textil. In der Vitrine finden sich Kombinationen von Baumwolle oder Jute mit Viskose, Zellophan, Celluloseacetat, Aluminiumgarn, Metallfolie oder Papierstreifen. Je nach Funktion des Textils wird die Kombination verändert, um etwa lichtdurchlässige oder reflektierende Textilien zu erhalten. An einen Kunden berichtet sie 1939:
«Die Muster mit dem Metall verlieren nicht an Glanz. Das Metall ist sogar waschbar [und] kann für Vorhänge oder für Wandverkleidungen verwendet werden.»
Aber auch in ihren Arbeiten, die sich in «Richtung Kunst bewegten», wie sie es selbst nennt, verwendet sie unterschiedliche Materialien und Kombinationen, um gezielte Effekte zu erreichen.