Digital Guide

Anni Albers

121 - Knoten, 1947

Gouache auf Papier, 43.1 x 51.1 cm

The Josef and Anni Albers Foundation, Bethany, CT

Anni Albers, Knot

In ihrem Buch On Weaving schreibt Anni Albers vom «Ereignis des Fadens». Dieses Ereignis muss sie auf jeden Fall fasziniert haben. Schliesslich beschäftigt sich Albers rund vierzig Jahre mit der Weberei. Diese ist geprägt von den Kett- und Schussfäden. Sie bilden als erstes ein streng geometrisches, rechtwinkliges Raster. Diese Gitterstruktur ist die Grundlage für jede Webarbeit. In ihren Webarbeiten versteht es Albers hervorragend, dieses rigide Gitter mit weiteren Fäden zu durchbrechen oder gar aufzulösen. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass sich Albers bereits in den 1940er-Jahren in Zeichnungen – später auch in der Druckgrafik – mit geschwungenen Linien, Knoten und Knäuel auseinandersetzt.

Diese Gouache von 1947 trägt den einfachen Titel Knot – Knoten. Drei verschieden Farbige Linien – oder sind es doch Fäden? – scheinen seitlich ins Bildfeld zu spazieren, sich gegen die Mitte des Blattes in einem undurchdringlichen Knoten zu verweben, und schliesslich auf der anderen Seite wieder geordnet aus dem Bildfeld zu gehen. Anni Albers selbst erinnert sich immer wieder an den Ausspruch von Paul Klee «eine Linie spazieren zu führen». Klee ist ein Meister der Linie. Sie wandert bei ihm in unterschiedlichsten Ausprägungen und Techniken als Bewegung durch den Bildraum. Albers scheint sich daran ein Beispiel zu nehmen. Durch die Verknotung der drei Linien entsteht der Eindruck von Dreidimensionalität und Tiefe.

Die Wirkung einer spontanen Ausführung verbirgt bei Albers – wie bei Klee – die präzise Komposition.