ZPK Guide Fokus. Cover Star Klee

Paul Klee ist einer der einflussreichsten Kunstschaffenden des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Werke erfreuen sich anhaltender Beliebtheit als Motiv für Bucheinbände innerhalb bestimmter Bereiche des Verlagswesens. Gemessen daran ist Klee auch einer der einflussreichsten Künstler des einundzwanzigsten Jahrhunderts.

Warum greifen Autor:innen und Verlage im Bereich der Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts, der sogenannten grossen Theorie und verwandter Geisteswissenschaften (Psychologie, Soziologie, Theologie, Therapie) so oft auf Paul Klee zurück – oft sogar immer wieder auf dasselbe Klee-Gemälde – um die Umschläge ihrer Bücher zu schmücken? Cover Star Klee bringt knapp 150 Bücher zusammen, die mehrheitlich in den letzten 20 Jahren veröffentlicht wurden und bietet damit einige spekulative, vorläufige Antworten auf diese Frage. Vielleicht fühlen sich Theoretiker:innen in unserem kulturellen Klima zu Klee hingezogen wegen seiner Liebe zu allem, was mikroskopisch klein ist; sie mögen in ihm einen Dichter der Fragmentierung, einen Chronisten der Verwirrung und Irritation sehen. Vielleicht passt Klees unheroische Art der Abstraktion beispielhaft zu den unausgegorenen Ängsten unseres orientierungslosen Hier und Jetzt; vielleicht fasst nichts das Rätsel der deutsch-jüdischen Beziehungen so kraftvoll zusammen wie Klees erschrockener Angelus Novus.

Indem die Bücher mit den entsprechenden Originalzeichnungen und Gemälden kombiniert werden, bietet Cover Star Klee einen humorvollen Blick auf das, was heute als «Meme-Kultur» bekannt ist. Diese ist keineswegs als Kritik am akademischen Verlagswesen gedacht. Die Ausstellung ehrt die Macht einer ausgewählten Handvoll künstlerischer Bilder und ihren faszinierenden Einfluss auf die intellektuelle Vorstellungskraft des zwanzigsten (und einundzwanzigsten) Jahrhunderts.

Diese Ausstellung wurde von Dieter Roelstraete konzipiert, Kurator am Neubauer Collegium for Culture and Society an der Universität von Chicago. Ursprünglich als Philosoph ausgebildet, konzentriert sich Roelstraetes kuratorische Arbeit auf das Verhältnis von Kunst und Wissen. Im Jahr 2019 veröffentlichte er das Buch Kleine Welt (siehe Leselounge), das ausgehend von Paul Klees Werken die Bedeutung von Buchumschlägen untersucht.

Auf den Buchzeichen sind Titel, Jahr und Nummer des Klee-Werks auf dem Umschlag vermerkt.

Angelus Novus: Paul Klee und Walter Benjamin

Kleinwelt: Paul Klee und das Verlagswesen

Betroffener Ort: Paul Klee und das Bauhaus

Hauptweg und Nebenwege: Klee und die Kritische Theorie

Alter Klang: Paul Klee und die Musik

Constructiv-impressiv: Paul Klee und Hermann Hesse (via Jacques Derrida)

Tod und Feuer: Paul Klee und Martin Heidegger

Senecio: Paul Klee und das Altern/Schweigen

Blick aus Rot: Paul Klee und die Psycho-analyse/-logie/-therapie

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