Fokus. Gego

Gertrud Goldschmidt (1912 in Hamburg – 1994 in Caracas), bekannt unter dem Künstlernamen «Gego», ist eine Pionierin der modernen Kunst in Lateinamerika. Die in Deutschland aufgewachsene Goldschmidt erhielt in Stuttgart eine Ausbildung als Ingenieurin und Architektin. 1939 wanderte sie nach Venezuela aus und begann dort in den 1950er-Jahren als Künstlerin zu arbeiten.

Im Zentrum von Gegos Werk steht das Zeichnen und die Auseinandersetzung mit dem Raum. Während ihrer Ausbildung als Architektin und Ingenieurin stand das Zeichnen zunächst als Entwurfstechnik im Vordergrund. Unter dem Einfluss von Künstler:innen wie Paul Klee, Anni und Josef Albers oder Naum Gabo sagte sie sich in den 1950er-Jahren von den Regeln des technischen und architektonischen Entwerfens los und entdeckte das Zeichnen als Form des freien künstlerischen Experimentierens und Erfindens.

Im Geist der abstrakten Kunstströmungen der 1960er-Jahre entwickelte sich ihre künstlerische Tätigkeit hin zu einer spielerischen Auseinandersetzung mit der Geometrie, mit Strukturen und Netzen, Raum und Bewegung, Transparenz und Wahrnehmung. Wie auch andere wichtige Vertreter:innen der abstrakten Kunst in Lateinamerika, wie etwa die Brasilianerin Lygia Clark oder die venezolanischen Künstler Jesús Rafael Soto oder Alejandro Otero, verfolgte Gego das Ziel, die traditionellen Grenzen der Kunst zu erweitern und dem Geist des Aufbruchs und des Fortschritts jener Zeit Form zu geben.

Gegos Skulpturen und Installationen waren keine abgeschlossenen, schweren, stehenden Objekte, sondern leichte, schwebende, durchlässige und oft auch begehbare Strukturen, die sich aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Perspektiven erleben liessen – und auch als räumliche Zeichnungen verstanden werden können. Die in dieser Ausstellung gezeigten Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken, Leporellos und Kleinskulpturen sind sowohl eigenständige Werke wie auch zeichnerische und skulpturale Experimente in Hinblick auf die grossen Rauminstallationen, die Gego an verschiedenen Orten realisierte. Sie geben Einblick in Gegos künstlerischen Arbeitsprozess und ihre vielfältige Auseinandersetzung mit dem Zeichnen.

Die Werke der Künstlerin lassen sich verschiedenen Gruppen zuteilen, an denen sie jeweils über mehrere Jahre hinweg arbeitete.

1 Frühe Werke

2 Netze und Gitter

3 Parallele Linien

4 Reticuláreas

5 Druckgrafiken

7 Bichos/Bichitos

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