Hamed Abdalla Keyvisual

Hamed Abdalla zu seinem Verhältnis zu Paul Klee:

«Sie dachten, Sie hätten in meinen Bildern Figuren gefunden, die aussehen wie jene von Klee. Die Erklärung dafür ist, dass Klee aus den gleichen Quellen geschöpft hat wie ich. Auch Matisse und viele andere grosse moderne Künstler im Westen waren von orientalischer Kunst inspiriert. Ich habe dasselbe gemacht, allerdings ohne den Umweg über den Westen.»

 

Hamed Abdalla Biografie

1917

Hamed Abdalla wird am 17. August in Kairo im Stadtteil Manial Al Rodah in einem bäuerlichen Umfeld geboren.

1931 – 35

Abdalla studiert Silberschmied an der Schule für angewandte und dekorative Kunst in Kairo. In den 1930er-Jahren zeichnet er seinen Vater und Bekannte in den Quartiercafés.

1938

Abdalla stellt im Salon du Caire aus und feiert damit im Alter von 21 Jahren einen ersten Erfolg.

1941

Abdalla wird von den «Freunden der französischen Kultur» in die Galerie Horus zu seiner ersten Einzelausstellung eingeladen. Diese erzielt einen grossen Erfolg und begeisterte Kritiken.

1942

Ausstellungstournee in Kairo, Alexandria, Port Said, Port Toufiq, Ismailia ...

Der Ruf des Künstlers ist so gut, dass er mit 25 Jahren sein Atelier für junge Kunstschaffende öffnet, die sich darum reissen, bei ihm in die Lehre zu gehen.

1949

Vor seiner Reise nach Frankreich zeigt das Museum für moderne Kunst in Kairo eine vielbeachtete Retrospektive.

Ende desselben Jahres nimmt er an der Ausstellung «Frankreich-Ägypten» im Pavillon de Marsan des Musée des Arts Décoratifs in Paris teil.

1950

Anlässlich seiner Einzelausstellung in der Galerie Bernheim Jeune lobt die Pariser Kritik diesen «ägyptischen Künstler, der zur Eroberung von Paris aufgebrochen ist».

1951

Abdalla stellt im Egyptian Institute in London aus.

In Paris lernt er die Techniken der Radierung kennen und fertigt etwa zwanzig Lithografien an.

1952

Nach seiner Rückkehr in das von der Revolution aufgewühlte Ägypten stellt er seine Pariser Werke in Kairo und Alexandria aus.

Er eröffnet das zweite Atelier Abdalla mit seiner Frau, der Künstlerin Tahia Halim, in ihrer Wohnung am heutigen Tahrir-Platz. Zu den jungen Kunstschaffenden, die sich dort tummeln, gehören Inji Efflatoun, Gazbia Sirry und Georges Bahgoury und weitere.

1956

Abdalla wird für eine Ausstellung in der Galerie Marcel Bernheim in Paris eingeladen. Bald darauf beschliesst er, die junge dänische Krankenschwester, Kirsten Blach, die er auf der Pont des Arts in Paris kennengelernt hat, nach Dänemark zu begleiten. Zum Zeitpunkt der Suezkrise bricht er mit Frankreich und verlässt das Land.

1957

In Kopenhagen wird Abdalla sehr geschätzt. Er verkehrt mit der Gruppe der Décembristes sowie mit britischen und afroamerikanischen Künstlern wie Herbert Gentry.

1966

In der Zwischenzeit heiratet Abdalla Blach und gründet eine Familie mit ihr. Sie ziehen im Mai mit ihren drei Kindern nach Paris, um näher am (vermeintlichen) Zentrum der internationalen Kunstszene zu sein. Als er Dänemark verlässt, lässt er Hunderte seiner Werke zurück.

1967

Am 5. Juni eröffnet das Museum in Damaskus eine wichtige Ausstellung von Abdallas Wort-Bildern. Sie muss jedoch noch am selben Tag wieder schliessen, da der Sechstagekrieg zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien ausbricht.

1968

Im März wird die von Abdalla selbst von Damaskus (Syrien) nach Beirut (Libanon) verlegte Ausstellung in der Galerie One eröffnet. Hier lernen arabische Kunstschaffende und Intellektuelle zum ersten Mal seine Wort-Bilder kennen: für viele eine Offenbarung.

1971

Auf den in der Presse veröffentlichten Aufruf einer Gruppe ägyptischer Künstler:innen und Intellektueller hin kehrt Abdalla für zwei Monate nach Ägypten zurück. Er hält zahlreiche Vorträge und Interviews im Atelier in Kairo und in der Presse.

1973

Auf die Oktoberkriege und die Durchquerung des von Israel besetzten Suezkanals durch ägyptische Truppen reagiert Abdalla mit einer Serie mit dem Titel La Traversée d’Octobre (Die Oktoberüberquerung).

1974

Der Besuch in prähistorischen Höhlen in Ost- und Südfrankreich inspiriert Abdalla zur Serie Les Gens de la Caverne, in der er Verse aus Koransuren in eine unterirdische Welt einbindet.

1976

In Kairo finden zwei Ausstellungen von Abdalla statt: eine in der Société des Amis de l’Art und eine im sowjetischen Kulturzentrum.

1977

Er reist mit der Familie in die Alpen. Sie erinnern Abdalla, der sich für geologische Formen begeistert, an die Berge des Sinai und die Felsen von Assuan. Die Landschaft inspiriert ihn zu der Serie Convulsions.

1978

Abdalla reist von Beirut über Tripoli nach Damaskus, von Tunis nach Khartum und Kuwait, um an zahlreichen panarabischen Treffen teilzunehmen, bei denen er Beziehungen zu vielen Kolleginnen und Kollegen in der gesamten arabischen Welt knüpft.

1982

Abdalla kehrt mit der Absicht nach Ägypten zurück, sich dort dauerhaft niederzulassen. Das vom neuen Regime halb geöffnete Fenster schliesst sich sehr schnell wieder und entwickelt sich zu einer gnadenlosen Diktatur.

1983 – 84

Abdalla organisiert drei Retrospektiven seiner Werke in Kairo und knüpft Kontakte zu vielen ägyptischen Kunstschaffenden der neuen Generation. Doch eine Erkrankung zwingt ihn, nach einem kurzen Aufenthalt in Tunis 1984, wo er Ehrengast des Museums für Moderne Kunst ist, nach Paris zurückzukehren und sich dort ins Krankenhaus einliefern zu lassen. Dies wird die letzte Ausstellung zu seinen Lebzeiten sein.

1985

Hamed Abdalla stirbt in Paris am letzten Tag des Jahres – am 31. Dezember.