A 2 Die Harmonie der Dinge
Der Purismus – eine Kunst für das Zeitalter des technischen Fortschritts
Nach dem Umzug nach Paris begegnet Jeanneret 1917 dem Künstler Amédée Ozenfant. Dieser stammt aus einer wohlhabenden Familie und ist in Paris bestens vernetzt. Er ist von moderner Technik fasziniert und betätigt sich unter anderem als Maler und als Designer von Autos.
Die Begegnung führt zu einer engen Zusammenarbeit. Ozenfant führt Jeanneret in die Pariser Kunstavantgarde ein. Gemeinsam entwickeln sie die Kunstbewegung des Purismus. Diese bezieht sich auf den Kubismus, der sich in den 1910er Jahren in Paris als avantgardistische Kunstströmung etabliert hat, und setzt sich davon ab.
In einem gemeinsamen Manifest beschreiben sie den Purismus als neuartige, rationale Kunst für eine Gesellschaft des technischen Fortschritts. Es ist die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, in der avantgardistische, revolutionäre Visionen der Erneuerung von Kunst und Gesellschaft Hochkonjunktur haben. Als Bildmotive benutzen Ozenfant und Jeanneret standardisierte und industriell hergestellte Alltagsgegenstände wie Flaschen, Gläser oder Teller.
Daraus erzeugen sie streng geometrische Bildkompositionen an der Grenze zur Abstraktion. Die Gegenstände verfremden sie zu Konturen und Flächen, die sich überschneiden. Bei den Entwürfen der Gemälde nutzen sie «tracés régulateurs» – geometrische Hilfslinien. Mit ihnen teilen sie sie die Bildfläche ein und führen die Gegenstände zu einer harmonischen «Ordnung» zusammen.