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B 4     Die Organisation der Phänomene

Le Corbusier als Sammler

Le Corbusier ist auch ein leidenschaftlicher Sammler. Seine Sammlung, die er liebevoll als «collection particulière» bezeichnet, besteht aus einer Vielzahl von Bildern und Objekten. Sie umfasst tausende von Postkarten, Kunstwerke von Bekannten, auf Reisen gekaufte antike Gegenstände, Beispiele volkstümlicher Keramik oder afrikanischer Plastiken.

Le Corbusier sammelt, um sich neues Wissen anzueignen und Gesehenes festzuhalten. Die Objekte in seiner Sammlung dienen ihm als Inspirationsquelle und als «Atlas» natürlicher, technologischer, künstlerischer und architektonischer Phänomene. Viele Sammlungsgegenstände werden in seinen Skizzen, Entwürfen und Texten thematisiert, abgebildet und verwendet.

In den 1930er Jahren sammelt Le Corbusier zunehmend auch Naturalien, die er «objets à réaction poétique» nennt. Seiner Ansicht nach geht von diesen Gegenständen eine starke assoziative Kraft aus. Sein Interesse an der Beschäftigung mit den Strukturen der Natur und den Prinzipien des Wachstums geht unter anderem auf seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule von La Chaux-de-Fonds zurück. Sie nimmt auch die spätere Entwicklung von Le Corbusiers Architektur hin zu einer «organischen» Formensprache vorweg.

1 Postkartensammlung

Le Corbusier sammelt sein Leben lang Postkarten. Zum Zeitpunkt seines Todes besitzt er 2300 Stück, die historische Stätten, Gebäude, imposante Bauwerke, Naturphänomene oder folkloristische Szenen umfassen. Die Postkarten dienen ihm sowohl in der Architektur als auch in der Kunst als Inspirationsquelle und bieten ihm eine Fülle von visuellen Eindrücken aus verschiedenen Teilen der Welt. Diese Bilder helfen ihm, neue Ideen zu entwickeln und Elemente aus verschiedenen Kulturen und Landschaften in seine Entwürfe zu integrieren.

2 Extraits film LC

Le Corbusier erwirbt Anfang der 1930er Jahre eine 16mm-Filmkamera. Anstatt jedoch damit Filme aufzunehmen, nutzt er sie als Fotoapparat und macht Filmstills. Diese Aufnahmen, die grösstenteils während seiner Ferien an der Côte d’Azur entstehen und oft abstrakt wirken, zeigen seinen Blick auf die Natur und das Spiel der Formen.

3 Naturzeichnungen bei L’Eplattenier

Das Naturstudium beschäftigt Le Corbusier schon in seiner Jugend. Le Corbusiers Lehrer an der Kunstgewerbeschule in La Chaux-de-Fonds, der Jugendstil-Künstler Charles L’Eplattenier, stellt das Naturstudium in den Vordergrund der Ausbildung. Die Rolle der Kunstschaffenden müsse es sein, die inneren Strukturen und die unsichtbare Ordnung der Natur zu studieren, sichtbar zu machen und auf die Kunst zu übertragen. Aus dieser Zeit sind Zeichnungen des jungen Charles-Edouard Jeanneret erhalten, die den Aufbau von Naturobjekten wie Blüten oder Tannenzapfen zum Thema haben.

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