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B 3     Im Atelier

B 3.1.

Ab Mitte der 1920er Jahre arbeitet Le Corbusier in zwei verschiedenen Ateliers, um seinen Arbeitsprozess räumlich zu strukturieren. Die heute nicht mehr existierenden Werkstätten an der Rue de Sèvres in Paris – ein langgezogener Korridor mit einem winzigen Büro für den «maître» in einem ehemaligen Jesuitenkloster – dienen dem Entwurf und der Planung von Bauprojekten und sind der Arbeitsort seiner Mitarbeitenden, darunter Pierre Jeanneret, André Wogenscky, Charlotte Perriand, Georges Candilis, Jerzy Sołtan, José Luis Sert, Fernand Pouillon und andere.

B 3.2.

Das Wohnatelier im Immeuble Molitor an der Rue Nungesser-et-Coli, das Le Corbusier 1934 errichtet und bezieht, dient hingegen in erster Linie dem zurückgezogenen Arbeiten, Entwerfen und der Kunst. Le Corbusier ist überzeugt, dass die regelmässige künstlerische Betätigung eine Voraussetzung für eine lebendige Fantasie ist. Gleichzeitig schafft sie einen Ausgleich zu den zahlreichen Einschränkungen und Zwängen, denen die projektbezogene Planungsarbeit in der Architektur unterworfen ist.

Möbeldesign

Zeitlebens entwirft Le Corbusier zahlreiche Möbel. Die ­Ausstattung von Wohnungen versteht er schon früh als inte­gralen Teil der Architektur. Einige Möbel entwirft er selbst, für andere arbeitet er mit seinem Cousin Pierre Jeanneret und der Architektin und Designerin Charlotte Perriand (1903–1999) zusammen. Dies ist der Fall beim Sessel LC2 und beim Sofa LC3, die vom Trio für die Villa des amerikanischen Schriftstellers Henry Church entworfen werden. 1929 werden sie auch der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Konstruktion dieser Möbelstücke betont die Trennung von Tragstruktur und Polsterung. Für damalige Verhältnisse ist es ausserdem sehr ungewöhnlich, dass «industrielle» Materialien wie Stahlrohr im Möbeldesign eingesetzt werden. Stahlrohrmöbel werden in den 1920er Jahren vom Designer Marcel Breuer am Bauhaus in Deutschland erfunden und international von vielen Designer:innen weiterentwickelt, darunter Charlotte Perriand, Le Corbusier, Mart Stam, Eileen Gray oder Alvar Aalto. Aufgrund des höheren Bekanntheitsgrades von Le Corbusier werden die von Perriand, Jeanneret und Le Corbusier entworfenen Möbelstücke mit dem Kürzel «LC» vermarktet, weshalb immer wieder die Frage der Autorschaft der Möbel aufgeworfen wird.

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