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Rose Wylie

Breakfast, 2020

Öl auf Leinwand, 183 x 307 cm

Private Collection, United Kingdom; © Rose Wylie; Courtesy the artist and David Zwirner; Photo: Jack Hems

Rose Wylie, Breakfast

Dies ist eines der wenigen Gemälde, das Rose Wylie direkt aus der Erinnerung auf die Leinwand malt. Sie verzichtet hier darauf, ihren visuellen Eindruck zuerst in einer Zeichnung festzuhalten. Die Komposition entsteht direkt auf der Leinwand. Ausgangspunkt ist ihr eigener Frühstücksteller, dessen blaue Verzierung sie angesprochen hatte. Wie es für ihre Malweise typisch ist, hält sie die Lebensmittel mit pastosen Pinselstrichen fest. Durch die Vergrösserung stellen sie das Frühstück dar, ohne jedoch ihre abstrakte Dimension zu verlieren. Es könnte sich geradeso gut um eine abstrakte Komposition handeln, wenn nicht der Titel des Bildes Breakfast die Assoziation an einen Teller hervorrufen würde.

Wie in vielen ihrer Kompositionen verrät ein Wort auf der Leinwand den Ausgangspunkt des Bildes. Die einzelnen Buchstaben versteht Rose Wylie aber auch als Teil der Bildkomposition. Es geht ihr weniger um den Inhalt des Geschriebenen, sondern um die Formen der Buchstaben. Deshalb entspricht die Orthografie oder die Abstände zwischen den Buchstaben oft nicht der Norm. Die Schreibweise unterwirft sich nicht der Lesbarkeit, sondern der formalen Funktion innerhalb der Bildkomposition.

Sie mögen sich fragen, weshalb die Künstlerin dieses Bild über zwei separate Leinwände gemalt hat. Dafür gibt es eine ganz praktische Erklärung: Das Atelier der Künstlerin befindet sich im ersten Stock ihres alten Landhauses. Dieser ist nur über eine schmale Treppe erreichbar. Damit die Künstlerin ihre Werke in den unteren Stock bringen kann, und weil der Atelierraum eher klein und nicht sehr hoch ist, ist die Grösse der Malfläche beschränkt. Um grössere Werke schaffen zu können, kombiniert sie mehrere Leinwände. Sie werden in einem zweiten Atelier im Erdgeschoss auf eine weitere Leinwand genäht, die auf einen Keilrahmen gespannt ist.