Hier können Sie verschiedene Themen im Schaffen von Paul Klee sowie aus seinem Leben entdecken. Es sind Themen, die Klee während seiner gesamten Schaffenszeit von rund 40 Jahren beschäftigen. Sie zeigen nicht nur, wie intensiv und forschend sich Klee mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzt. Vielmehr wird auch sichtbar, wie sich Klees Blick auf ein Thema und wie er dieses darstellt, stets weiterentwickelt.
Die Werke der Rundgänge sind mit folgendem Symbol gekennzeichnet:
Natur als Vorbild
Die Beschäftigung mit der Natur ist vielleicht das wichtigste Thema in Paul Klees Schaffen. Er nimmt die Natur nicht nur als Motiv in seinen Werken auf, sondern geht sehr viel weiter: Im Blick auf die Natur entdeckt er Strukturen und Prozesse, die er in seine Bildsprache aufnimmt. Seine Arbeitsweise ist ebenfalls inspiriert von der Natur: Schritt für Schritt fertigt Klee seine Werke, so als würden sie ganz natürlich wachsen. Und schliesslich sieht Klee sich als Schöpfer, der eigene, neue Welten erschafft – wie es auch in der Natur geschieht.
Bewegung als Norm
Paul Klee setzt sich ab den 1910er Jahren mit Aspekten von Bewegung und Veränderung sowie von Kräften und Energien auseinander. Für ihn ist Bewegung die Norm im menschlichen Leben und im Dasein schlechthin. Das Thema der Bewegung ist eng mit Klees Auseinandersetzung mit Natur (etwa in Form von Wachstum und Metamorphose) verknüpft. Für einen Maler und Zeichner ist es eine Herausforderung, Bewegung in einem Bild wiederzugeben. Klee setzt sich rund 30 Jahre damit auseinander, wie die Illusion von Bewegung mit bildnerischen Mitteln dargestellt werden kann. Er kommt zu einfachen und faszinierenden Lösungen.
Entdeckung der Farbe
Lange tut sich Paul Klee schwer im Umgang mit der Farbe. Während seiner Ausbildung in München um 1900 bezeichnet er die Ölmalerei als «ölriechende Pinselgöttin», mit der er sich nicht zurechtfindet. Erst zehn Jahre später ändert sich dies und Klee beginnt, allmählich Selbstsicherheit im Umgang mit Farbe zu gewinnen. Oft beruhen seine Farbkombinationen auf verbreiteten Farbtheorien und Gestaltungsprinzipien wie dem Farbkreis oder der Farbkugel. Teils benutzt Klee Farben intuitiv und setzt sie ein, um Aussagen zu verstärken.
Kein Tag ohne Linie
Schon in seiner Jugend zeigt sich Paul Klees Talent im Zeichnen. Zeichnung und insbesondere Linie werden bis an sein Lebensende in seinem Schaffen eine dominierende Rolle spielen. Auch in Zeiten, in denen er bereits selbstbewusst mit Farbe umgehen kann, wird er immer wieder auf die Klarheit und Präzision der Linie zurückgreifen. Die Linie ist für Klee weit mehr als ein Mittel, Formen und Figuren zu umschreiben. Er versucht, mithilfe unterschiedlicher Linien bestimmte Aspekte eines Motivs oder Themas zu verstärken und zu unterstützen.
Kommentare des Zeitgeschehens
Oft wird Paul Klee als weltabgewandter, in sich gekehrter Künstler wahrgenommen. Seine farbigen, fantasievollen Werke scheinen dies auf den ersten Blick zu bestätigen. Klee nimmt aber sehr genau das Zeitgeschehen und die Neuerungen und Entwicklungen seiner Zeit wahr. In frühen Werken verweist Klee noch auf bestimmte Ereignisse und Personen. Davon entfernt er sich immer mehr und blickt schliesslich mit Distanz auf allgemein gültige Aspekte des Daseins.
Raum und Architektur
«Ich sehe überall nur Architektur, Linienrhythmen, Flächenrhythmen.»
Paul Klee (1902)
In allen Schaffensphasen setzte sich Paul Klee auf unterschiedlichste Weise mit Architektur auseinander. Früh erkennt er die «Formprinzipien», die Gliederung und den «exacten Organismus» der Baukunst. Klee war überzeugt, dass die Architektur wie die Natur auf allgemeinen Gestaltungsgesetzen beruht – diese bringen einen lebendigen Organismus hervor. Ausgehend von diesen Ideen zeigt Klee exakt konstruierte architektonische Strukturen sowie Architekturfantasien, er malt kubistisch aufgefächerte Gebäude und Illusionen räumlicher Tiefe. Er kannte die traditionellen Methoden, wie Raum und Architektur auf der Fläche konstruiert werden können. Gleichzeitig beschäftigte sich Klee mit der Auflösung traditioneller Darstellungsweisen wie im Kubismus, in der experimentellen Fotografie seiner Zeit oder in der abstrakten Malerei.
Biografie Paul Klee
1879 Am 18. Dezember wird Paul Klee als Sohn des Musiklehrers Hans Wilhelm Klee (1849 – 1940) und der Sängerin Ida Maria Frick (1855 – 1921) in Münchenbuchsee bei Bern geboren.
1898 Nach bestandenem Abitur und langem Schwanken zwischen Musik und Malerei entscheidet er sich für das Kunststudium und geht nach München, wo er die private Zeichenschule von Heinrich Knirr besucht.
1899 Klee lernt seine spätere Frau, die Pianistin Lily Stumpf (1876 – 1946), kennen.
1900 Nach fünf Monaten bricht er das Studium an der Münchner Akademie in der Malklasse von Franz von Stuck ab.
1901 Im Juli kehrt Klee zu seinen Eltern nach Bern zurück.
1901/1902 Er unternimmt mit dem Bildhauer Hermann Haller eine sechsmonatige Bildungsreise durch Italien und erlebt eine Schaffenskrise angesichts der Kunst der Antike und Renaissance.
1902 – 1906 Er zieht sich zum Selbststudium in sein Elternhaus zurück, wo erste Hinterglasmalereien und Radierungen entstehen.
1906 Nach der Heirat mit Lily Stumpf am 15. September in Bern zieht das Paar nach München.
1907 Am 30. November wird der Sohn Felix geboren.
1911 Klee lernt die Künstler:innen um den Blauen Reiter – August Macke, Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin, Alexej Jawlensky und später auch Franz Marc - kennen.
1912 Er zeigt 17 Werke in der zweiten Ausstellung des Blauen Reiter in München. Im April reist er nach Paris, sieht dort kubistische Werke und besucht Robert und Sonia Delaunay.
1914 Im April unternimmt Klee mit August Macke und Louis Moilliet eine Reise nach Tunesien. Die in Paris erhaltenen Impulse hin zur Abstraktion und Farbgestaltung erfahren dort eine Bestätigung und eine weitere Vertiefung.
1916 Am 11. März wird Klee zur Armee einberufen und verrichtet nach der Infanterieausbildung seinen Kriegsdienst bei der Fliegerabteilung in Schleissheim bei München und in Gersthofen. Er kann dabei seine künstlerische Arbeit weiter verfolgen.
1916 – 1918 Mit seinen Ausstellungen in der Berliner Galerie Der Sturm wird er zu einer Kultfigur der jungen Kunst in Deutschland.
1920 Klees Galerist Hans Goltz veranstaltet eine erste Retrospektive mit 362 Werken in München. Die ersten Klee-Monografien werden veröffentlicht. Im Oktober wird er von Walter Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen.
1921 Er nimmt am 13. Mai seine Lehrtätigkeit auf und übersiedelt mit seiner Familie von München nach Weimar.
1923 Klee hat an der Berliner Nationalgalerie im Kronprinzen-Palais seine erste Museumsausstellung in Deutschland.
1924 Die Kunsthändlerin Galka Scheyer gründet die Künstlergruppe Die Blaue Vier mit Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Alexej Jawlensky und Paul Klee, und versucht die Künstler in den USA bekannt zu machen.
1925 Das Bauhaus zieht nach Dessau um. Klee nimmt an der ersten Gruppenausstellung La peinture surréaliste in Paris, u. a. mit Max Ernst, Joan Miró und Pablo Picasso, teil.
1926 Klee zieht mit seiner Familie nach Dessau, wo er gemeinsam mit Wassily und Nina Kandinsky eines der von Gropius erbauten Zweifamilienhäuser für Bauhausmeister bewohnt.
1928 Klee unternimmt eine Reise durch Ägypten. Vor allem die Hieroglyphen und die Nillandschaft hinterlassen ihre Spuren in seinem Werk.
1929 Zu Klees 50. Geburtstag finden mehrere Ausstellungen statt, u. a. in Berlin, Dresden und Paris sowie im Museum of Modern Art in New York.
1931 Er verlässt das Bauhaus und übernimmt eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie.
1933 Unter dem Druck der Nationalsozialisten wird Klee aus der Lehrtätigkeit entlassen. Ende Jahr verlässt er zusammen mit seiner Frau Deutschland und kehrt in seine Heimatstadt Bern zurück.
1935 Bei Klee machen sich erste Anzeichen einer schweren Krankheit (Sklerodermie) bemerkbar.
1936 Auf Grund seines schlechten Gesundheitszustandes ist die künstlerische Produktion nahezu unterbrochen.
1937 Die Nationalsozialisten diffamieren Klees Kunst als «entartet» und beschlagnahmen 102 seiner Werke aus deutschen Museen. 15 von ihnen werden in der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt.
1939 Klees künstlerische Produktivität erreicht trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen einen Höhepunkt mit 1253 Werken.
1940 Am 29. Juni stirbt Paul Klee in Locarno-Muralto. Sein Einbürgerungsantrag sollte am 5. Juli bewilligt werden.
Impressum
Digital Guide
Umsetzung: Netnode AG
Projektleitung: Martin Stadelmann, Dominik Imhof
Das Zentrum Paul Klee ist barrierefrei und bietet inklusive Veranstaltungen an.
Mit der Unterstützung von:
ZENTRUM PAUL KLEE
Monument im Fruchtland 3, CH-3006 Bern
T +41 (0)31 359 01 01
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