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Anfänge am Bauhaus

Anni Albers wurde im Frühling 1922 mit 22 Jahren am Bauhaus aufgenommen. Zu der Zeit erhielten die Studierenden nur sehr wenig Anleitung. «Das war eine gute Sache, man hatte keine Ahnung, es wurde einem nichts beigebracht und man probierte einfach herum, bis etwas passierte. [...] Heute würde ich das wohl ein ‹kreatives Vakuum› nennen.» 1925 hatte sie die Arbeit an ihrem ersten grossen Wandbehang (1924), dessen Komposition völlig symmetrisch war, abgeschlossen und ihren Essay «Bauhausweberei» veröffentlicht.

Albers lernte viel von ihren Kommiliton:innen, besonders von älteren Studierenden wie Gunta Stölzl und Benita Koch-Otte. Über die von den Bauhaus-Weberinnen produzierten Arbeiten sagte sie: «Insgesamt war es das Ergebnis der gemeinsamen Bemühung einer Gruppe, bei der jedes Mitglied seine Interpretation der gemeinsamen Idee beisteuerte.» Diese Ideen kreisten um das Weben von Hand sowie um Material als kreativen Katalysator. Bei Albers drückte sich das in den Jahren 1925 und 1926 in den rhythmischen, asymmetrischen Kompositionen ihrer Wandbehänge aus.

Paul Klee, der in der Webereiklasse Gestaltungslehre unterrichtete, soll gemäss Albers einst gesagt haben: «‹[…] schliesslich sind Stoffe dienende Objekte.› Damit wollte er uns ermahnen, keine Textilien herzustellen, die zu eigenständig waren, sondern solche, die sich auf eine gute Art in ihre Umgebung einfügten.» Albers führte in ihrer Bauhauszeit auch erste Auftragsarbeiten im Bereich der Architektur aus, darunter einen Bühnenvorhang für eine Siedlung im polnischen Oppeln, Fenstervorhänge für ein Theater in Dessau sowie eine Wandbespannung für die Aula der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds in Bernau. Diese Erfahrungen lehrten Albers, den Fäden «zuzuhören und ihre Sprache zu sprechen».

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