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Lehren der präkolumbischen Hochkulturen

Als Anni Albers 1969 ihre Sammlung präkolumbischer mexikanischer Miniaturen sichtete, schrieb sie: «Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich vor vielen Jahren in einem Berliner Museum präkolumbische Kunst sah und bewunderte.» Gemeint war das Ethnologische Museum, dessen Exponate heute im Humboldt Forum in Berlin untergebracht sind. Einige dieser Textilien sind gemeinsam mit präkolumbischen Objekten aus Anni Albers’ persönlicher Sammlung hier in diesem Raum ausgestellt.

Der Rolle, die die präkolumbischen Artefakte für sie spielten, zollte Albers unter anderem in Ancient Writing (1936) Tribut. In diesem effektvollen und komplexen Werk bringt Albers ihre Bewunderung für die andinen Weber:innen zum Ausdruck, die mangels einer Schriftsprache sich einer in Textilien gewobenen Symbolsprache bedienten, um ihre Geschichte, ihre Ideen und ihr Wissen weiterzugeben. In die zentrale schwarze Fläche von Ancient Writing sind 16 mit beigen und goldenen Fäden gewobene «Textfragmente» verteilt, die auf die «Schrift» der präkolumbischen Zeit und den Reichtum jener Kompositionen verweisen.

In Erinnerung an die ersten gemeinsam Reisen nach Mexiko zwischen 1935 und 1936 mit ihrem Mann Josef schrieb Albers: «Wir besuchten Pyramiden, gigantische und kleine, die bei uns eine grosse Bewunderung für die [mexikanische] Architektur auslösten.»

Für Anni Albers lag in dieser Kunst und Architektur eine «heilende Kraft», die Epochen und geografische Grenzen überwand. Sie schwärmte davon, wie die antiken mexikanischen und andinen Gesellschaften bescheidene Materialien in komplexe und fesselnde Bilder verwandelten.

Schmuckdesign

In Reaktion auf die Ressourcenknappheit der 1940er-Kriegsjahre fertigte Anni Albers mit Alexander Reed, einem Studenten am Black Mountain College, Schmuck aus Haarnadeln, Büroklammern, Flaschendeckeln, Abflusssieben und anderen Haushaltsgegenständen an. «Wir waren der Ansicht, dass unsere Arbeit suggerierte, dass Schmuck nicht mehr das Vorrecht einiger weniger war, sondern ein Recht aller, die sich umschauten und offen waren für die Schönheit der einfachen Dinge um uns herum.»

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