
Einleitung
Mit der Einzelausstellung Rose Wylie. Flick and Float gibt das Zentrum Paul Klee einen Überblick über das faszinierende Schaffen einer Künstlerin, die konventionelle Grenzen der Malerei überwindet und einen einzigartigen Platz in der Kunstgeschichte einnimmt. Rose Wylie wird 1934 in Hythe, Grafschaft Kent in England, geboren. Sie absolviert ihre Kunstausbildung an der Folkestone and Dover School of Art, am Goldsmiths College und am Royal College of Art in London. Mit dem Künstler Roy Oxlade gründet sie eine Familie, der sie eine Zeit lang ihre volle Aufmerksamkeit widmet.
Als Motive für ihre Gemälde dienen ihr visuelle Eindrücke aus ihrem Alltag, die sie besonders ansprechen. Das kann eine Szene in einem Film sein, eine Figur in einem Gemälde, die beispielsweise auffällig dünne Beine hat, markante Kleidung oder eine ungewöhnliche Körperhaltung einer Person – etwas, das nicht der Norm entspricht und eine besondere Qualität besitzt. Rose Wylie bedient sich bei medialen Bildern aus Filmen, Zeitungen und dem Internet. Aber auch vermeintlich triviale Dinge, denen oft keine Bedeutung zugeschrieben wird, finden Platz in ihrem Werk. Sie knüpft an ihre Vorbilder in der Kunstgeschichte an, wie an prähistorische Kunst, an die Kunst der Frührenaissance oder an Maler wie El Greco und Philip Guston. Damit verwischt sie in ihrer Arbeit die Grenzen zwischen Hoch- und Populärkultur. Im Titel der Ausstellung verweist sie mit «flick» auf das schnelle Durchklicken durch diese Bilderwelt, die sie auf ihrer Leinwand in einem fliessenden Prozess, worauf «float» anspielt, transformiert.
Der Weg vom visuellen Eindruck zum Gemälde führt über einen längeren Arbeitsprozess. Aus dem Gedächtnis fertigt sie Skizzen eines Motivs an, bis sie eine Komposition gefunden hat, die die Eigenheiten ihres Eindrucks wiedergibt. Auch beim Übertragen auf die Leinwand setzt sie den kreativen Arbeitsprozess fort. Diesen verschleiert sie nicht, sondern fügt bei Bedarf ein Stück Papier oder einen Leinwandstreifen hinzu, um die Darstellung zu «korrigieren». Dadurch bekommen ihre Werke einen collagenartigen Charakter. Dieses Ansetzen ist möglich, da sie in ihrem Studio auf der losen, noch nicht aufgespannten Leinwand arbeitet. Die Dimensionen sind dabei durch die Raumhöhe ihres Studios vorgegeben.
Rose Wylie setzt sich intensiv mit der Kunstgeschichte und -theorie auseinander. Dies wird in ihren technisch versierten Ölgemälden erkennbar. Sie hat nicht den Anspruch, eine naturalistische Wiedergabe der Realität durch die Illusion eines zentralperspektivisch gestalteten Raums darzustellen. Das würde für sie bedeuten, lediglich zu kopieren. Stattdessen strebt sie eine vereinfachende Darstellungsweise an, die sie durch geschickten Umgang mit bildnerischen Mitteln und einer anspruchsvollen, gut ausgearbeiteten Komposition erreicht. Dafür verwendet sie auch Schrift, die in manchen Fällen die Darstellung unterstützt. Aber auch hier interessiert sich Rose Wylie weniger für den sprachlichen Inhalt als für die Form der Buchstaben und deren Einfluss auf die Gesamtkomposition. Sie stellt in ihren Gemälden keine Geschichten dar, sondern gruppiert oft unzusammenhängende Bildelemente. Der erzeugte Kontrast unterstützt ihre formale Untersuchung und lässt ein assoziatives Spiel zu, das die Betrachtenden eigene Geschichten erfinden lässt.
Impressum
Rose Wylie. Flick and Float
Zentrum Paul Klee, Bern
19.7. – 5.10.2025
Digital Guide
Umsetzung: Netnode AG
Projektleitung: Dominik Imhof
Kurator:innen-Team und Texte: Fabienne Eggelhöfer (Chefkuratorin ZPK), Josephine Rechberg (Wissenschaftliche Volontärin)
Das Zentrum Paul Klee ist barrierefrei und bietet inklusive Veranstaltungen an.
Mit Unterstützung von
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